Die Toten Hosen feiern ihr 30-jähriges, da muss man eigentlich dabei sein. Und tatsächlich hat es geklappt.
Das Konzert sollte um 21 Uhr im Keller beginnen, aber wann Einlass sein würde, stand nirgends. Also lieber zeitig da sein. Um 16 Uhr waren wir vor Ort, vor uns gar nicht mal soo viele. Das hat mich überrascht. Generell ging es vorher total relaxt zu, viele kamen erst recht spät.
Um 18 Uhr war Einlass in den Hof, die Kneipe und die Vorhalle. Hurra. Toiletten. Zeit für Merchandise blieb auch, natürlich war das Jubiläumsshirt Pflicht. Um 20 Uhr sollten sich die Tore zum Kesselhaus öffnen (da wir keine Bändchen für den Keller hatten, kann ich nicht sagen, wann es da los ging und wie es drinnen so war), doch schon weit vor 19.30 Uhr hatten die Ordner erbarmen mit uns und wir durften rein. Scheiße, das war ja schon klein, wie klein war dann der Keller wohl?? Erste Reihe, etwas rechts von der Mitte. Platz gesichert. Einen Fotograben gab es nicht (dann wäre es auch noch viel enger geworden, der war wohl zuerst geplant, wurde aber verworfen) und die Bühne ging mir nicht mal bis zur Hüfte. Ohoh, das kann ja was geben.
Die Halle blieb ziemlich lange sehr leer, viele saßen noch draußen oder in der Kneipe. Da wurde schließlich Fußball übertragen: Fortuna – Frankfurt (und Fortuna hat gewonnen, so muss das sein). Aber wer nicht zwingend in der ersten Reihe stehen wollte, hatte auch Zeit, denn man konnte durch die Treppen auch von weiter hinten gut sehen, schließlich war es echt klein.
Um 21 Uhr ging das Konzert dann eine Etage tiefer los, wir mussten uns zunächst mit einer Leinwand begnügen. Das Konzert wurde ja nach oben übertragen. Und schon da ging es richtig ab, es wurde gepogt und getanzt. Au weia: gleich sollten noch 200 Leute mehr hier rein? Das wird eng!
Die Hosen spielten im ersten Konzertteil ein Set, was wirklich an das allererste Konzert vor 30 Jahren erinnern sollte. Ich muss mich ja echt schämen, aber ich gebe zu: ich kannte einige der Songs nicht mal. Ups…
3 Leute waren auf jeden Fall da, die den Abend vor 30 Jahren bereits live miterlebt hatten und auch ein Freund der Band, der es damals geschafft hatte, die Band zu einem Wohnzimmerkonzert nach Argentinien zu holen, da er gerne wollte, dass sein kranker Hund die Toten Hosen noch einmal live erlebt. Leider verstarb dieser 2 Tage vor dem Konzert, das fand dann aber trotzdem statt. Und die Band hat schließlich bis heute eine ganz besondere Verbindung zu Argentinien, wo sie dieses Jahr ihr 20-Jähriges feiern. Aber man merke: ziehe nie das Trikot eines argentinischen Vereins an, wer weiß, welchem Fan Du auf der Straße begegnest. Mit dem Nationaltrikot ist man immer auf der sicheren Seite.
Auch Walter November war dabei und wurde auf die Bühne geholt, er war damals zwr Gründungsmitglied, aber nur kurz bei den Toten Hosen.
Dann war wieder Pause, gegen 22 Uhr sollte es weiter gehen. Die Fans aus dem Keller kamen nun mit in die Kesselhalle und es wurde ziemlich kuschelig. Auf der Bühne noch die letzten Vorbereitungen.
Als erstes betrat Heino – oder zumindest ein Doppelgänger – die Bühne und sang „Caramba, Caracho, ein Whiskey“ und „Enzian“, bis die Toten Hosen auf die Bühne kamen und für „richtige“ Musik sorgten. Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich sogar die Texte der beiden Songs auswendig konnte? Nein, denn zumindest ersteren haben schließlich Onkel Tom gecovert.
Kaum waren die Hosen auf der Bühne ging es im Publikum ab wie Sau. Es wurde vorne ganz schön eng. Und das ist noch nett ausgedrückt. Dabei standen doch weit mehr als die Hälfte der Leute auf den Treppen und konnten ganz entspannt das Konzert verfolgen.
Ziemlich schnell ließen sich die ersten weiblichen Konzertbesucher vorne rausziehen oder nach hinten wegdrücken und diverse Ordner sorgten in der ersten Reihe und auf der Bühne dafür, dass alles unter Kontrolle blieb. Denn es wurde von hinten so sehr gedrückt, dass selbst die an der Bühne mit Schrauben fixierten Monitorboxen einfach wegrutschten. Das war kein leichter job, selbst für die großen gestandenen Muskelpakete. Bequemer wäre es sicherlich hinten gewesen, aber das war schließlich ein Punkkonzert und kein Kindergeburtstag und ich wollte um keinen Preis meinen Platz aufgeben. Zähne zusammenbeißen und durch.
Auf der Setlist standen 20 Songs, darunter auch z.B. die brandneuen Songs „Was macht Berlin“ und „Tage wie dieser“, die auf der neuen Single enthalten sind. Doch natürlich durften Hits wie „Liebesspieler“, „Bonnie und Clyde“, „Wort zum Sonntag“, „Pushed Again“ oder „Hier kommt Alex“ nicht fehlen. Ein richtig ordentliches Set, was vom Publikum so richtig gefeiert wurde. Auch die Hosen feierten ordentlich mit und Campino flitzte wie immer über die Bühne und wagte sich auch das eine oder andere Mal ins Publikum. Sogar von der Box ist er in die Menge gesprungen, so gehört sich das für ein Punkkonzert. Alles wie immer :) Wie immer war auch, dass er zwischendurch leichte Textunsicherheiten zeigte, denn für „Was macht Berlin“ klebte der Text auf der Bühne. Doch das nimmt Campino niemand übel, irgendwie gehört es auch schon fast dazu, dass er bei mindestens einem Song den Text vergisst.
Auch wenn das Konzert mehr als anstrengend war, so war es doch geil. Mittendrin statt nur dabei, aber wirklich. Und die blauen Flecken, die ich mit Sicherheit haben würde, gehen auch wieder weg. Was solls. Hüpfen war zwar nicht drin (meist ja nicht mal aufrecht stehen), aber trotzdem mussten natürlich Fotos sein. OK, dass die nicht sonderlich gut werden würden war klar – mein Prioritäten lagen dieses Mal denn dann doch woanders – aber für einen Eindruck aus der ersten Reihe hat es immerhin gereicht. Puh, zwischendurch habe ich mir ja gewünscht, dass ich das DEG Trikot von den Hosen nicht angezogen hätte, aber schließlich hatte ich es extra für das Konzert geschenkt bekommen und außerdem hat das nicht jeder (insgesamt habe ich nur 2 andere damit gesehen und die standen weiter hinten). Also halt noch ein bisschen mehr schwitzen.
Aber wie bei den Toten Hosen üblich wurden auch hier die ersten Reihen mit Wasser versorgt, auch wenn das nur eingeschränkt möglich war aufgrund des fehlenden Fotograbens (sonst haben sie immer Eimer mit Wasser und verteilen Plastikbecher). Doch das ist immer ein super Service, denn vorne ist es sonst auch nicht auszuhalten. Neben mir stand –Glück für mich- direkt einer der Ordner, so dass der Druck von der Seite schon mal genommen wurde. Dafür konnte ich ihn dann mit Wasser versorgen, was von den Stagehands auf der Bühne angeworfen wurde. Nach den 20 Songs auf der Setlist verließ die Band die Bühne – und die Stagehands drehten die Setlist um. Das war erst gut die Hälfte gewesen! Noch mindestens 12 weitere Songs standen auf dem Programm (+ 3 optionale, von denen nur „Blitzkrieg Bop“ gespielt wurde). Uff… eigentlich ja super, dass das Konzert noch nicht vorbei war, doch andererseits noch mal so lange im Publikum durchhalten? Na klar! Kräfte sammeln und weiter geht’s.
Die Ordner waren aber inzwischen nicht mehr im Publikum, so dass es für mich noch mal eine Nummer anstrengender wurde. Als die Band die Bühne wieder betrat meinte Campino „Euch ist klar, dass das erst Halbzeit war?!“ jau, weiter geht’s. Im zweiten Teil gab es wieder einen Hit nach dem anderen mit „Strom“, „All die ganzen Jahre“, „Bayern“ oder „Paradies“. Passend zu meinem Trikot haben sie auch „Alles aus Liebe“ gespielt, den Wahlspruch des Trikots und der Rettung der DEG.
Inzwischen hatte ich mich schon einen Platz weiter nach außen gemogelt, denn hinter mir stand immer so ein Riesentyp, der jedes Mal, wenn Campino in die Nähe kam, mich total nach vorne drückte. Sein Ziel: Campino angrabbeln. Immer wenn er nur konnte, versuchte er, ein Stück nackte Haut von Campino zu erreichen. Und freute sich danach mit einer „Siegerfaust“. Wie bekloppt ist das denn bitte?? Der ging mir vielleicht auf den Keks. Einige meinten auch „ich drück ja gar nicht, dass sind die hinter mir“, obwohl da niemand was machte. Eng ist ja OK, aber wenn die einen so nach vorne drücken, dass man mehr auf der Bühne liegt als alles andere, dann ist das albern und unnötig. Grade stehen konnte ich jedenfalls nur höchst selten mal für ne halbe Sekunde. Egal. Weiter mitsingen und Spaß haben war angesagt.
Dann war mit „Alles wird vorübergehen“ und „Walk on“ das Konzert vorbei. Tja, wie sie schon sangen: es wird leider alles nun mal vorüber gehen. Aber für mich hat der Song „Tage wie dieser“ seitdem eine ganz besondere Bedeutung, denn dieses Lied – auch wenn ich es eigentlich gar nicht soo dolle fand – passte auf diesen Abend einfach perfekt.
Und ich brauchte Campino gar nicht anfassen (auch wenn er oft nur Zentimeter vor mir stand), denn nachdem sich die Band verbeugte, zupfte er mich am Ärmel und meinte „geiles Trikot“, rief noch laut „DEG!!“ und ging dann von der Bühne.
Als Belohnung für mein Durchhalten vorne habe ich dann noch ein Plec und eine Setlist von den Ordnern bekommen. Dankeschön!
Eigentlich hatte ich noch ein paar Fotos mit, falls es noch die Möglichkeit geben würde, diese unterschreiben zu lassen. Aber die Mappe musste ich schon nach kurzer Zeit auf die Bühne werfen, denn sonst hätten sie nicht überlebt. Doch ich hatte Glück: einer der Securitys hatte sie auf eine der Verstärker gelegt und so bekam ich sie sogar wieder. Mmmhhh… Unterschriften wären natürlich cool. Zumindest auf den Fotos von der Pressekonferenz mit der DEG, als das Trikot –wovon ich ja nun selber eines besitze- vorgestellt wurde. Und auch hier hatte ich Glück: einer der Securitys nahm die Bilder mit und Breiti hat sie tatsächlich unterschrieben. Danke, das war echt cool.
Nun aber ab zur Theke, jetzt musste eine Cola her. Inzwischen zitterten mir doch ein bisschen die Knie von der Anstrengung der letzten 2,5 std. Meine Freundin fand ich dann draußen wieder, sie hatte schon lange gewartet. Aber vorne kam man zuerst ja gar nicht weg. Sie hatte sich das ganze von weiter hinten angeschaut, nachdem sie vorne recht schnell weggedrängt wurde. Noch die Jacken geholt und dann war der tolle Abend auch schon vorbei.
Das war ein absolut geiles Jubiläumskonzert, so nah war ich der Band bei einem Auftritt noch nie. Auf jeden Fall etwas besonderes. Auch wenn es verdammt anstrengend war und mir danach so ziemlich alles weh tat, hat es total viel Spaß gemacht.
Vielen Dank an alle, die es möglich gemacht haben, dass ich dieses Konzert besuchen konnte!
Setlist:
Liebesspieler
Glückspiraten
Wir leben immer noch
Auswärtsspiel
Alles was war
Modestadt Düsseldorf
Bonnie und Clyde
1000 gute Gründe
Traurig einen Sommer lang
Was macht Berlin
Wort zum Sonntag
Pushed Again
Komm mit uns
Steh auf
Weil Du nur einmal lebst
Drei Worte
Liebeslied
Hier kommt Alex
Wünsch Dir was
Tage wie diese
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Strom
All die ganzen Jahre
Freunde
Mehr davon
Blitzkrieg Bop
Schön sein
Paradies
Alles aus Liebe
Schönen Gruß, auf Wiedersehen
Bayern
Niemals einer Meinung
Alles wird vorübergehen
Walk on
Mehr Fotos von dem Konzert gibt es hier.