Man verpacke eine möglichst vielen Menschen geläufige Phrase in ein Stück eingängige Musik und erschaffe somit einen Nummer 1 Hit – ein passables Video, dass die großen Musiksender in regelmäßigen Abständen über die Schirme jagen und man ist in aller Munde.
– und jedes Schulkind, dass Wert darauf legt zu den ‚Coolen‘ zu gehören, hat den Song ständig auf den Lippen.
Kennen sie Oomph!?
- Tracklist
01. Augen auf!
02. Tausend neue Lügen
03. Wenn du weinst
04. Sex hat keine Macht
05. Burn your eyes
06. Dein Weg
07. Du spielst Gott
08. Dein Feuer
09. Answer me
10. Der Strom
11. Nichts (ist kälter als deine Liebe)
12. Nothing
13. Diesmal wirst du sehn
14. Tief in dir
15. Im Licht
Oomph! kennt man – eigentlich, und wenn einem diese Band nicht geläufig ist, dann weiß man zumindest wer Rammstein sind, was im Prinzip auch recht naheliegend ist, denn deren Musik hört sich ja doch ziemlich ähnlich an. Fragt sich nur, wer hier bei wem gespickt hat.
Eigentlich waren Oomph! zuerst da und haben begonnen ganz passable Musik zu machen – dann kam jemand, der ahnte, dass man sich mit damit etwas mehr als nur ein Pausengeld verdienen kann – und kurz darauf war Rammstein die coolste Band am Schulhof.
Rammstein wurden dann in der Gunst der Jugendlichen von der Nu-Metal Welle mitsamt ihren Zugpferden – also Linkin Park und Limp Bizkit – abgelöst.
Jetzt – doch deutlich später als man gedacht hätte – haben Oomph! auch gemerkt, dass sie Hits für die breite Masse fabrizieren können: Lehrer nehmt euch in Acht, der Mainstream ist wieder um eine Spezies reicher.
Dabei kann man es den Jungs nichtmal streitig machen, dass ihre erste Singleauskopplung ‚Augen Auf!‘ ein Ohrwurm ist. Menschen jedes Alters hört man in der Öffentlichkeit den Abzählreim, dem Oomph! zu einer zweiten Renaissance verholfen haben, vor sich hin murmeln. Notieren wir uns das als mahnendes Beispiel in der Rubrik: ‚Wie mache ich Schwachsinn zu Geld‘.
Den Erfolg von ‚Augen Auf!‘ wird wohl kein Song auf diesem Album toppen können – zumal bei diesem Lied nicht nur die Zusammensetzung, sondern auch das Wann und Wo gestimmt hat – für Songs bei denen die Hauptzeilen aus Sätzen wie ‚Ene Mene Muh‘, ach nein, das war etwas anderes – Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein besteht, ist es auch sichtlich kein Nachteil, sie in der Hauptsaison des Karnevals auf die Bevölkerung los zu lassen – und ach, das Video, dass scheinbar eine Anlehnung an Stephen King ist – bei dem die Bücher ja auch noch als ganz passabel durchgingen, der Zwang eines nach dem anderen zu Verfilmen aber immer wieder als Schuss nach hinten losgeht.
Sehen wir das mal als warnendes Beispiel.
Das eigentliche Manko dieses Albums liegt aber nicht in der Musik, die sich über weite Strecken als überraschend hörbar präsentiert, sondern in den Texten. Auf der Limited Edition werfen sich einige englische Songs noch positiv ins Gewicht, ein schwacher Trost für die Konsumenten des Standart-Albums, denn die müssen sich schon auf schlimmeres gefasst machen.
Der vernünftige Mensch greift sich schon bei Zeilen wie dem leidigen Refrain von ‚Sex hat keine Macht‘: Sex hat keine Macht / Du blutest nicht genug für mich / Küss mich noch ein letztes Mal an den Kopf, während die Tapfersten auch noch bis Selig sind die geistig Schwachen / Alle, die im Geiste flachen / Scheinbar gibt es kein Erwachen / Für all die, die hörig sind aushalten in ‚Das Feuer‘ aushalten. Danach dürfte aber der nervenstärkste Konsument unter Schmerzen zur Stereoanlage stürzen um dem Spektakel ein Ende zu bereiten.
Eigentlich widerspricht das Album komplett der Gesinnung der Band, die bisher von den Kritikern zwar gelobt, von den Musikfans aber kaum wahrgenommen wurden – aber es verkauft sich und garantierte Oomph! nicht nur den Thron in den deutschen Single-Charts sondern ist der Grundstein für berechtigte Hoffnungen auf den höchsten Platz in der LP-Wertung.
Bis auf ‚Das Licht‘ kann kein weiterer Titel von ‚Wahrheit oder Pflicht‘ besonders positiv auffallen. In der Punk-Klausur hat auch der Schummelzettel nicht viel geholfen und das Metal-Diktat ging sowieso in die Hosen.
Schade eigentlich.
Oomph! waren nämlich einmal eine gute Band – das wird Euch jeder Fan, der nach diesem Album den Tränen nahe sein altes Bandshirt aus dem Schrank verbannt hat, bestätigen.
Fazit: Besser als Rammstein, aber mal ehrlich, wie schwer war das denn? – Hauptsache die Kinder haben jetzt etwas, mit dem man auf ‚Böse‘ machen kann ohne sich selbst zu fürchten und einige Musikhörer der späteren Generation werden sich wohl auch noch davon weichklopfen lassen, aber es ist unübersehbar: Was Oomph! mit diesem Album abgeliefert haben, ist eindeutig Mainstream und wird keinen richtigen Möchtegern-Metal-Fan mehr hinter dem Opferaltar hervorlocken.