Die Band „My Glorious“ aus Wien (Österreich), die sich aus den beiden Brüdern Gregor und Paul Sailer und Sami Goodenough aus UK zusammensetzt, veröffentlichte im September 2011 ihren zweiten Longplayer. Seit der Bandgründung 2008 tourten „My Glorious“ durch Österreich, Deutschland, Bosnien, Kroatien, UK, Israel, Palestina und sogar durch Amerika. Ihre Debüt-EP „Leper“ stürmte die „college radio charts“ in den USA. In Deutschland teilten sie als Supportband bereits die Bühne mit Revolverheld und Patrick Nuo. Ihr erster Longplayer „Home Is Where The Heart Breaks“ wurde nach dem Release 2010 in Europa und der USA groß promoted. Ein Jahr später gewannen „My Glorious“ mit dem Album den „International Independent Music Award“ in der Kategorie „Best Concept Album“ – einer der bedeutendsten Preise in der Indie-Musik. Nun wurde auch Starproduzentin Sylvia Massy (Prince, Red Hot Chili Peppers, REM, Johnny Cash, Tool…) auf „My Glorious“ aufmerksam und wollte unbedingt ihr nächstes Album produzieren. Gesagt, getan – im Dezember 2010 begannen die Arbeiten am Album in Kalifornien und dauerten bis Februar 2011 an. Im September 2011 war es dann so weit und „Inside My Head Is A Scary Place“ erblickte das Licht der Welt.
Line-Up:
- Sami Goodenough – Vocals, Guitar
- Gregor Sailer – Bass
- Paul Sailer – Drums
Tracklist:
- Minefield
- I Love What I Feel
- Flower
- It’s Only Love
- A Heart On Fire
- I Held A Gun
- Pop My Vein
- God Made Man, Then Man Made God
- When I Call Your Name
- Chorale (The Empty Space)
- A Crook. A Creep. A Thief
- The World Is Telling Me
- Outro
Das Vorgängeralbum „Home Is Where The Heart Breaks“ bekam von mir ohne mit der Wimper zu zucken 8/10 Punkten, denn das was „My Glorious“ da machen, hört man extrem selten. Dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an das neue Album. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Der fast schon atemlose Gesang von Sami rahmt den Ohrwurmrefrain von „Minefield“ ein, der einem hartnäckig im Ohr bleibt – wenn es sein muss einige Wochen lang. Ein wirklich starker Opener, bei dem natürlich erstmal die Gefahr besteht, dass zu viel Schwung genommen und das Pulver verschossen wird. Gegen Ende wird noch einmal anständig zugelegt, bevor es in den nächsten Song übergeht. Sehr dramatisch geht es bei „Flower“ zu, mit bombastischen Drums, cleanen Gitarren und dem extrem wandlungsfähigen Gesang von Sami, der aber auch wirklich mit jeder Tonlage und jedem Gefühl – welches er ausdrücken soll – zurecht kommt. Ähnlich dramatisch plätschert auch „It’s Only Love“ vor sich hin, ohne wirklich aufzufallen. Ich gebe ja zu, dass ich den Songübergang auch kaum bemerkt habe. Gut, dass es mit „A Heart On Fire“ wieder ein bisschen mehr zur Sache geht, auch wenn man sich mit stark verzerrten Gitarren noch sehr zurück hält. Samis Stimme bleibt auch hier erstmal im Vordergrund – aber nur bis zum Refrain. Denn da wird wieder anständig an Kraft zugelegt. Neben „Minefield“ einer meiner Lieblingssongs, der wieder die nötige Spannung ins Songgefüge bringt. Insgesamt halten sich die Jungs sehr mit stark verzerrten Gitarren zurück – stattdessen nutzt Sänger Sami die Kraft seiner Stimme, um den Songs eine gewisse Ausdrucksstärke zu verleihen. Wer braucht da schon eine fette Gitarrenwand, auch wenn hier und da mal ein paar recht clean gehaltene Gitarren-Momente durchblitzen. Nach dem fast schon zerbrechlich wirkenden „I Held A Gun“ geht es sehr melodiös mit „Pop My Vein“ weiter, das zwischendrin fast schon sphärisch dahinschwebt und durch einen sehr wuchtigen und poppigen Refrain überzeugen kann. Das „Tool“ angehauchte „God Made Man, Then Man Made God“ sticht durch seine markanten Drums und das drückende Ende heraus und schickt den Hörer bei „When I Call Your Name“ und „Chorale (The Empty Space)“ wieder ein wenig in die wohlverdiente Verschnaufpause. Einfach mal zuhören und genießen – hier gibt es keine wahnsinnigen Höhepunkte, man kann sich einfach zurücklehnen und alles geschehen lassen. „A Crook. A Creep. A Thief“ ist zwar weniger erholsam, legt aber auch nicht mehr wirklich an Tempo zu und wird höchstens gegen Ende dramatischer. Bei „The World Is Telling Me“ singt Sami sogar mit Kopfstimme und die wird zunehmend immer zerbrechlicher und klingt fast schon leidend. Mir persönlich ein bisschen zu leidend, aber passend zum Text „The World Is Telling Me, it cannot be changed“. Das Klavier-Outro ist anspruchsvoll und schön – fast schon zu schön, um als „Rausschmeisser“ eingesetzt zu werden. Auch wenn es das Album am Ende noch etwas unterstreicht.
Ich bin ja eigentlich nicht wirklich der Indie-Rock-Fan, da mir viel zu oft die klaren Strukturen der Songs fehlen und mir der rote Faden verloren geht. Bei „My Glorious“ ist das anders: Zwar haben die Jungs zwischendurch mal den ein oder anderen Song, der nur so vor sich hin schwebt, allerdings werden diese Songs als Verschnaufpausen angesehen, die den Hörer auf die kommenden Rock-Kracher vorbereiten. Wie auch der Vorgänger ist „Inside My Head Is A Scary Place“ ein solides Indie-Rock-Album geworden, das mal wieder richtig nach „My Glorious“ klingt. Und es ist in der Indie-Landschaft sicherlich nicht einfach, sich einen Namen zu machen und Songs zu schreiben, die aus der Masse hervorstechen. „My Glorious“ haben es geschafft. Vergleiche mit anderen Bands? Ein wenig Tool, ein wenig Coldplay oder wie es die Presseinfo vorschlägt: „Coldplay meets Foo Fighters“. Ich lasse das mal so stehen…
Nun wird die aktuelle Scheibe eingepackt und auf ihre Live-Tauglichkeit getestet, denn ab Februar 2012 geht es auf große Minefield-Tour.