Die vier Musiker schaffen mir ihrem bereits vierten Album „Dead Letters“ und der dazugehörigen Vorab-Single „In the Shadows“ endlich auch den Durchbruch in Mitteleuropa, nachdem sie in ihrer Heimat Finnland und im ganzen Skandinavischen Raum, sowie im Baltikum schon alles erreicht hatten, was man dort als Musiker erreichen kann. Neben zahlreichen Gold und Platin-Platten nennen sie auch mehrere Emmas (die finnische Form des Grammys) ihr eigen.
Line Up:
- Lauri – Gesang
- Pauli – Gitarre
- Aki – Schlagzeug
- Eero – Bass
Tracklist:
- First Day Of My Life [03:44]
- In The Shadows [04:06]
- Still Standing [03:32]
- In My Life [04:02]
- Time To Burn [04:32]
- Guilty [03:46]
- Not Like The Other Girls [05:44]
- The One I Love [03:16]
- Back In The Picture [03:44]
- Funeral Song [03:17]
Es gab schon viele andere Bands, denen es lange schwer gefallen ist in Europa Fuß zu fassen, obwohl sie in ihrer Heimat bereits längst als Superstars gehandelt werden – Silverchair ist eines der Besten Beispiele aus den letzten Jahren. Das Gastspiel der Australier in den europäischen Charts war dann aber auch nicht von langer Dauer und heute ist die Zahl derer, die Silverchair, oder einige ihrer Alben überhaupt noch kennen begrenzt. Ereilt The Rasmus dieses Schicksal auch früher oder später, oder können sie sich mit ihrem Album „Dead Letters“ hierzulande als standhafte Musikgrößte etablieren?
Sänger Lauri ist mittlerweile einer der meistgeschätzten Komponisten Finnlands und Bandkollege Pauli ist nicht nur ein exzellenter Gitarrist, sondern auch ein angesehener Produzent, der 2001 eine Emma als Produzent des Jahres gewann. Gemeinsam mit Schlagzeuger Aki und dem Bassisten Eero steigen sie aus dem hohen Norden Europas herab und bringen ein Album mit, dessen Songs alle einprägenden Ohrwurmcharakter, aber insgesamt wenig Abwechslung zu bieten haben.
„In the Shadows“ (I´ve been watching, I´ve been waiting – In the shadows for my time – I´ve been searching, I´ve been living – For tomorrows all my life) durchbricht das Einheitsgewäsch mit dem die Top-Plätze der Musikcharts in den vergangenen Wochen weichgespült wurden und ist dadurch in dieser tristen Masse der Lebensretter des Musikbiz. Ein bisschen Rock, eine Hand voll Pop und ein Spritzer Elektro geben dem Song seinen Charakter, eine gelungene Mischung, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort saß und deshalb schnell die Charts in Mitteleuropa gestürmt hat. Auch das Auftreten der Gruppe, eine Mischung aus den Skandinavischen Kollegen von HIM und The Crow regt das Interesse der Hörer, die wochenlang darauf warten, aus einem schier unendlich scheinenden musikalischen Sommerloch befreit zu werden – da kam das kühle Image der Musiker aus dem Land, in dem die Sonne nur 3 Monate scheint, gerade recht.
Allein deshalb von von finnischen Rockgöttern zu sprechen ist auf jeden Fall übertrieben, denn als Gesamtheit biedert sich das Album mehr der Pop-Richtung an. Wer ganz genau hinhört kann schnell Parallelen finden – zu bekannten Boygroups und zu Ex-Spears-Lover Justin Timberlake (dieses Image wird der Gute auch nie los). Es gibt viele Künstler, die eine dunkle Seite des Rock verkörpern und The Rasmus gehören mit Sicherheit nicht dazu, auch wenn man mit „Dead Letters“ vergeblich versucht hat, sich gegenüber „Into“ in eine düsterere Ecke zu werfen.
Ein einfaches und in den meisten Fällen auch wirksames Konzept setzte sich auf dieser CD Song für Song durch: Strophe – Refrain – Strophe – Refrain. Das bewährte sich schon immer und macht aus vielen Songs Ohrwürmer, weil sie dadurch leicht zu merken sind. Nun ist einer kampferprobten Formel nichts auszusetzen, wenn sie in Maßen gebaucht wird – der Anbau von Weizen ist auch zweckdienlich, aber Monokulturen sind nicht unbedingt das Beste, was man seiner Umwelt zumuten kann.
Was möchte sie uns damit sagen?
Auch wenn jeder dieser Songs das Zeug zum Hit hat wird es in Summe langweilig, wenn es sich immer wieder um die selbe Masche handelt. Die einzigen Außnahmen sind „Not Like The Other Girls“ – das als klangvolle Ballade angelegt ist und dem ausgezehrten Hörer, der es bisher nicht über sich gebracht hat, den CD-Player abzuschalen, die Kraft gibt bis zum Ende durchzuhalten (She’s not like the other girls – She lives in the clouds – And talks to the birds – Hopeless little one – She’s not like the other girls I know) – und der Final-Track „Funeral Song“ (I died in my dreams What’s that supposed to mean? Got lost in the fire, I died in my dreams, Reaching out for your hand, My fatal desire)
Die letzten Ansätze zu passabler Pop-Rockmusik, obwohl das Potenzial durchaus vorhanden sein könnte, mit guten Riffs und richtgem E-Gitarren-Sound wurden im Studio weggefeilt und übrig bleibt eine Hülle, die nicht hält was sie vielleicht versprochen hat.
Fazit: „Dead Letters“ ist ein Album, dass mühsam und, mit Ausnahme von 2 Titeln, eintönig vor sich hinplätschert ohne auch nur den geringsten Stilwechsel über sich ergehen zu lassen. (da seit ihr mit dieser CD besser beraten, die zudem auch einen gesunden Schlaf beschert)
Wer „mal was Neues“, leichtgläubigerweise gar richtigen Hard-Rock oder Metal erwartet hat, wird mit Sicherheit enttäuscht.