Das Metalfest besteht eigentlich aus zwei unabhängigen Festival-Touren: dem Hatefest und dem Thrashfest. Doch für zwei Termine (Oberhausen 02.12. und Gießen 03.12.2011) wurden beide Festivals als Metalfest Winter Edition zusammen gelegt. Das hatte im Vorfeld für ein wenig Unmut gesorgt, da viele lieber nur auf ein Event gegangen wären. Uns war es eigentlich egal, da wir Bands aus beiden Teilen gerne sehen wollten. Blöd nur, dass der Termin auf einen Freitag gelegt wurde. Denn bei einem Beginn von 13 Uhr braucht man schon Urlaub, um alles sehen zu können. Leider war das nicht drin, daher konnten wir die ersten 5 Bands gar nicht und von Marduk nur noch die letzten 3 Songs sehen (und das auch nur, weil der Zeitplan um ca 20 min. hinterher hinkte).
12.00 Uhr – Einlass
13.00-13.30 Uhr – Dawn of Disease
13.45-14.15 Uhr – Azarath
14.30-15.05 Uhr – Mortal Sin
15.15-15.50 Uhr – Milking the Goatmachine
16.05-16.50 UHr – Heathen
17.10-17.55 Uhr – Marduk
18.15-19.00 Uhr – Destruction
19.20-20.15 Uhr – Triptykon
20.40-21.50 Uhr – Sepultura
22.15-23.25 Uhr – Kataklysm
23.50-01.00 Uhr – Exodus
Da es nicht so fürchterlich voll war, kamen wir noch easy nach Marduk in die erste Reihe. Sehr schön. Sobald Destruction mit „Total Desaster“ loslegten, wurde es dann doch enger vorne. Warum stand ausgerechnet hinter uns ein sehr motivierter – und dazu auch noch sehr großer – Fan? Sonst war die Mitmachmotivation nicht so hoch.. Nun ja, aber so ist das nun mal, wenn man vorne steht. Da bekommt man schon mal den einen oder anderen Ellenbogen -unabsichtlich- ins Kreuz. Und das war an sich ja noch harmlos alles. So gut wie keine Crowdsurfer und im Moshpit waren alle gut gelaunt, lachten und hatten Spaß. Schmier hat dann aufgrund der kurzen Spielzeit versucht, so weit wie möglich auf zu viele zu lange Ansagen zu verzichten, lieber noch einen Song mehr dafür. Doch die Diskussionen bzgl. des Festivals musste er dann doch noch kommentieren: früher hätte es die nicht gegeben, da hätten Death- und Thrashmetaller eh gemeinsam gefeiert, denn es gab nur eines: Heavy Metal. Doch letztendlich war es auch so oder so ähnlich an diesem Abend, auch wenn viele immer nur für bestimmte Bands vorne standen. Aber das macht ja auch nichts, so kann jeder die Band ganz nah miterleben, die er am liebsten mag. Natürlich durfte bei Destruction „Mad Butcher“ nicht fehlen, ebenso wie „Bastial Invasion“. Um mehr Songs spielen zu können, gab es 2 Medleys (Black Mass – Antichrist – Death Trap und The Ritual – Thrash Attack) zwischendurch und beendet wurde das Set mit „Curse the Gods“.
Nicht nur in der Umbaupause, sondern auch danach wurde es merklich leerer und ruhiger im Publikum, nun waren Triptykon an der Reihe. Die Schweizer Band um Tom Warrior legte zunächst aber gut los mit dem Celtic Frost Song „Into the Crypts of Rays“. Die ersten 3 Songs waren nicht schlecht, mit „Circle of the Tyrants“ hatten sie noch einen weiteren Titel von Celtic Frost dabei. Ich gebe zu, dass ich den Rest der Titel nicht kenne, aber vor allem alles nach dem zweiten Song auch nicht unbedingt kennen muss. Das Set wurde zusehens doomiger. Und mir daher einfach nicht schnell genug. Man muss Doom-Metal eben mögen. Schon auf dem Rock Hard Festival 2011 konnten mich Triptykon nicht überzeugen, so auch jetzt. Wobei ich bei dem Anfang noch gedacht hatte, ich müsste meine Meinung noch mal revidieren. Naja, man kann eben nicht alles gut finden. Doch die Fans waren voll dabei, einige in der ersten Reihe waren vor allem wegen den Schweizern da. Eines habe ich mich gefragt: ist es nicht ziemlich anstrengend, immer böse kucken zu müssen? Tom Warrior jedenfalls versuchte es die ganze Zeit, Respekt, ein gutes Trainig für die Gesichtsmuskulatur ;) Andere im Publikum erfreuten sich einfach nur der weiblichen Bassistin von Triptykon, die sich mächtig ins Zeug legte. Naja, und gut sieht sie ja nun mal auch aus.
Die nächste Band war mein Highlight: Sepultura. Noch bevor der Gesang überhaupt los ging, gab es schon die ersten beiden Crowdsurfer. Allerdings waren das dann auch schon mehr oder weniger die einzigen bei Sepultura. Da hatte ich mit mehr gerechnet. Aber da es nicht so voll war, bot sich Crowdsurfen wahrscheinlich einfach nicht so sehr an. Eines war dann komisch: das Intro und der erste Song stimmten unserer Meinung nach nicht so ganz überein. Zumindest war das doch nicht das Intro von „Beneath the Remains“, was als erstes gespielt wurde? Ich hatte mich eigentlich schon auf einen anderen Song eingestellt. Egal, auf jeden Fall ging es direkt schon mal richtig gut los. Sepultura selber habe ich bisher noch nicht live gesehen, eine Premiere für mich also. Wobei Max Cavalera mit Soulfly live auf dem Werden Open Air richtig geil waren. Ob das Sepultura ohne Max Cavalera toppen können? Antwort: nicht ganz, aber der Auftritt war trotzdem ziemlich klasse. Einmal Kopf abschrauben und Headbangen non-stop. Hinter uns gabs anscheinend ein schönes Moshpit, denn immer mal wieder bekam ich unsanfte Schläge in den Rücken, doch alles in allem war es sogar richtig ruhig vorne (und vor allem friedlich), man konnte in Ruhe abfeiern. Die Setlist war nicht schlecht mit Titeln wie „Refuse/Resist“, „Altered State“ oder „Innerself“. Die Zugaben brachten dann alle noch mal so richtig zum kochen: „War for Territory“ und „Arise“.
Eigentlich war der Abend nun schon musikalisch perfekt, doch Kataklysm konnten wir uns nicht entgehen lassen. Allerdings hatten sie einige Technik- und Soundprobleme, es ging mit Verzögerung los. Den ganzen Abend war der Sound schon nicht soo berauschend gewesen, aber bei Kataklysm fand ich es noch dumpfer. Man, nehmt doch mal was von dem Bass raus. Doch die Band hatte es anscheinend noch schlimmer getroffen: die Monitorboxen versagten ihren Dienst. Daher lief Maurizio erst einmal wütend von der Bühne, während die anderen Bandmitglieder das Publikum mit Bier und Wasser versorgten. Doch kurze Zeit später ging es weiter und zwar mit Schmackes. Die Soundprobleme waren dem Publikum aber egal, außerdem sind die Jungs schließlich Profis und das fiel nicht weiter auf. Inzwischen war es schon reichlich spät und wer bereits seit 12 hier war oder früh aufstehen musste, um noch zur Arbeit zu gehen vor dem Festival, den überkam -auch wenn die Musik gut abging- doch vielleicht leichte müdigkeit. So auch jemanden in der ersten Reihe, der wohl herzhaft gähnt. Das konnte Maurizio so nicht stehen lassen und feuerte noch einmal das Publikum an, mit der Band zu feiern. Und der müde Fan in der ersten Reihe bekam noch was zu trinken. Vielleicht half das gegen die Müdigkeit. Doch auch die Securitys im Graben waren Maurizios Meinung nach viel zu unterbeschäftigt. Das sollte auf keinen Fall so bleiben, daher forderte er die Fans zum Crowdsurfen auf. Das wurde dann auch promt erfüllt und die Securitys bekamen Arbeit. Allerdings nur für gut einen Song, danach erlahmte die Crowdsurferenergie wieder. Schließlich macht das eigentlich den meisten Spaß, wenn man über eine größere Menge hinweg eine längere Strecke auf Händen getragen wird und nicht nur 2 Meter. Es war wirklich nicht voll genug dafür. Doch stattdessen gabs genug Platz zum Bangen und fürs Moshpit. Das ist doch auch mal was. Leider haben Kataklysm „In Shadows and Dust“ nicht gespielt, sehr schade. Dafür gab es Songs wie „As I slither“ oder „Crippled and Broken“. Auf jeden Fall ein gutes Set, trotz dem matschigen Sound.
Tja, fehlte nur noch der Headliner. Aber wie war das noch: wir sind zu alt für sowas? Nach 6,5 Std in der ersten Reihe jedenfalls erlahmten unsere Kräfte und wir gaben unseren Platz frei. Eigentlich wären Exodus es ja definitiv Wert gewesen zu bleiben und ich bin mir sicher, sie haben ein grandioses Set hingelegt, aber wir haben geschwächelt und sind heim. Jaja, ich stelle mich auch zum Schämen in die Ecke. Doch manchmal muss man aufhören, wenn es am schönsten ist.
Der Abend hat sich auf jeden Fall gelohnt: knapp 40,- EUR für 11 Bands (OK, wir haben nur 4 wirklich gesehen, aber selbst dafür ists noch ein super Preis), ne Setlist von Destruction, sowie Plecs von Destruction und Sepultura. Für uns Fans und Sammler auf jeden Fall sehr cool. Die kommen in die Sammlung. Was schade war, dass die Veranstalter sich einen Werktag ausgesucht haben. Wenn es schon bei den Headlinern nicht so füchterlich voll war wie ich jetzt erwartet hätte, vor wievielen Leuten haben dann die ersten Bands gespielt? Das ist dann echt schade, denn bestimmt hätten auch sie eine volle Halle verdient. Ziemlich doof finde ich immer, dass man nicht bar bezahlen kann, sondern Marken für Garderobe und Getränke braucht. Das nervt. 2,50 EUR (= 2 Bons) für 0,3l Sinalco Cola etc. geht zwar so grade noch, aber pro Jacke 1,25 EUR finde ich auch schon am Limit. Ebenso die T-Shirts: 20,-EUR für ein Festivalshirt. Wobei man sich da entscheiden musste: Hatefest oder Thrashfest. Denn ein gemeinsames für die beiden Metalfest-Gigs gab es nicht. Schade. Allerdings konnte man in der Tat viel Geld los werden, denn bei Merchandise-Artikeln von 11 Bands kommt da viel zusammen. Wir sind standhaft geblieben und haben es bei einem Festivalshirt bewenden lassen.
Ich fand es schade, dass sich viele von der Festival-Kombi haben abschrecken lassen, denn sie war ihr Geld wirklich Wert. Doch das nächste Mal bitte an einem Wochenendtag, so können viel mehr Fans das ganze Billing abfeiern.