Vor einigen Jahren – es dürfte 2002 gewesen sein – erlebte die „Rockabilly Szene“ einen ganz großen Aufschwung und mit ihm kamen plötzlich auch wieder Bands wie „Boppin‘ B.“ (die es schon seit 1985 gibt) aus der Versenkung und enterten den deutschen Musikmarkt. Und in dem Jahr tauchte auch ein Rockabilly-Künstler in Deutschland auf, der in seiner kanadischen Heimat bereits in den 90er Jahren kräftig abräumte. Die Rede ist von Dick Brave und seinen Backbeats, die sämtliche namhaften Preise wie ECHO und Comet einsammelten und mit ihrem Album „Dick This!“ erreichten sie sogar den ersten Platz der Albumcharts. Über eine halbe Million Mal ging das Album über die Ladentische und die erste große Deutschlandtournee 2004 war komplett ausverkauft. Alle waren plötzlich im Dick Brave- und Rockabilly-Fieber. Die Auftritte bei Rock im Park und Rock am Ring und weiteren Sommer-Festivals sind ein einziger Erfolg und ein Auftritt bei der Hochzeit von P!nk sollte zur Krönung des Erfolgs werden. Doch frei nach dem Motto: Wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören, verschwand der kanadische Sänger wieder. Er galt nach einem Flugzeugabsturz in den Weiten Kanadas lange als verschollen, bis ihn der ehemalige MTV-Journalist Klaas Heuer-Umlauf zufällig in einer einsamen, weit abgelegenen Blockhütte entdeckte. Ich muss ja zugeben, dass die Geschichte einerseits sehr an den Haaren herbeigezogen, auf der anderen Seite aber schon wieder sehr unterhaltsam. Jedenfalls soll Dick Brave diese Hütte über sieben Jahre nicht verlassen haben. Der Calgary Observer berichtete am 12.03.2011: „Unbelievable! Rock’n’Roll Star Dick Brave found in Canadian woods.“ Wäre also alles super gewesen, aber einen kleinen Haken gab es. Seine Erinnerung an die Zeit, als er mit Schmalztolle, coolen Klamotten und noch coolerem Gesang den Sound der 50er zelebrierte, ist völlig ausgelöscht. In Fachkreisen ist dieses Phänomen wohl als „Rock’n’Roll Amnesie“ bekannt, die aber normalerweise nach einer Weile wieder verschwindet, sobald man dem Patienten ein wenig auf die Sprünge hilft. Und so war es auch bei Dick Brave. Bruchstückhaft tauchten Bilder und Songs aus der Vergangenheit auf und mit der Hilfe von Freunden, Therapeuten und seinen Fans ist er jetzt wieder da wo er hingehört. Im Studio nutzte Dick Brave die Gelegenheit und verarbeitete die letzten sieben Jahre. Das Ergebnis wird morgen in Form des neuen Album mit dem passenden Namen „Rock’n’Roll Therapy“ veröffentlicht und das auf dem Elvis Presley Label „RCA“.
Line-Up:
- Dick Brave – vocals, harp & kazoo
- Adriano BaTolba – guitars & backing vox
- Matt L. Hanson – drums & backing vox
- Phil X. Hanson – double bass & backing vox
- Falco Caress – piano & backing vox
Tracklist:
- Rock Therapy
- Just Can’t Get Enough
- Tonight (I Ain’t Rock)
- Just The Way You Are
- It’s Up To You
- Rolling In The Deep
- Come On
- Lover Doll
- American Idiot
- Look At You
- Sitting, Waiting, Wishing
- No One Knows
- I’ll Be Satisfied
- Who Will The Next Fool Be
- Use Somebody
- This Girl Is Trouble
- Always On My Mind
Ich gebe ehrlich zu: Ich habe mich auf das Album wirklich gefreut. Denn Dick Brave ist mittlerweile schon zu einer Art Kultfigur geworden und ich hoffe, dass seine Fans und Anhänger der Rock’n’Roll bzw. Rockabilly Bewegung ähnlich denken. Schließlich haben „The Baseballs“ 2009 mit ihrem Debütalbum „Strike“ die Lücke ein wenig geschlossen, die Dick Brave hinterlassen hatte. 17 Songs sind es geworden d.h. 17 neu interpretierte Hits, von denen man zum Teil gar nicht gedacht hätte, dass sie mit einem klassischen Rock’n’Roll Arrangement funktionieren. Die Vorabsingle „Just Can’t Get Enough“ (Depeche Mode) hat sich ja schon erfolgreich in die Ohren der Hörer gefressen und andere moderne Songs wie „Just The Way You Are“ (Bruno Mars) oder „Rolling In The Deep“ (Adele) funktionieren im Retro-Sound-Gewand ähnlich gut. Aber neben aktuellen Hits gibt es auch den Elvis Presley Klassiker „Lover Doll“ oder „Always On My Mind“ von Brenda Lee aus dem Jahre 1971 auf die Ohren, der ja auch von Elvis gecovert wurde (als erstes übrigens) und ohne Zweifel zur Rock’n’Roll Ära gehört. Und selbst an „American Idiot“ von Green Day traut sich Dick Brave ran – naja er ist eben „brave“ und verwurstet den Punkrock Klassiker zu einer Rock’n’Roll Interpretation, die es echt in sich hat und eindrucksvoll zeigt, dass alle Musiker wirklich eine Menge drauf haben. Funktioniert also offensichtlich – ich hätte es nicht gedacht! Dick Brave is back – als wäre er nie weg gewesen. Gut, er ist ein wenig älter geworden, aber er besitzt immer noch den Charme von damals.
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