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Lacuna Coil – Comalies

Cover: Lacuna Coil - Comalies
Cover: Lacuna Coil - Comalies

Mit ihrem 2001er Album „Unleashed Memories“ durch eine neuartige, sehr emotionale Kombination von Rock und Gothic schlagartig bekannt geworden, lagen die Erwartungen auf das nun schon dritte Album „Comalies“ recht hoch. Und – das kann man schon im Voraus sagen – sie haben sich meiner Meinung nach mehr als erfüllt.

Wie schon beim Vorgängeralbum der Italiener ist die Covergestaltung sehr gut gelungen. Das Symbol der Sonnenblume kombiniert mit Feuer, einem Auge oder einem Totenkopf zieht sich durch das ganze Booklet und soll wohl ganz allgemein für „Leben“ stehen. Eine sehr schöne Gestaltung, die Interpretationsfreiräume lässt und wohl auch ein Beweggrund dafür sein könnte, sich das Album nicht zu brennen sondern zu kaufen. ;-)

Aber nun zur Musik…
Die Weiterentwicklung vom Stil der „Unleashed Memories“ ist deutlich zu spüren: die Gitarren klingen sauberer, deutlich klarer, dabei aber sehr fett, am Gesang ist stark gearbeitet wurden (Sängerin Cristina setzt ihre Stimme besser ein, sie klingt kraftvoller und nicht mehr so goth-mäßig wie beim Vorgängeralbum; Sänger Andrea hat stimmlich auch sehr an sich gearbeitet und bringt sich nun öfter ein), die Drums kommen sauber, wenn auch recht trocken. Auffällig ist die häufigere Verwendung von elektronischen Synth-Sounds bei zum Beispiel „Heaven’s A Lie“, „Humane“, „Tight Rope“ oder „Entwined“, die die Songs sehr eingänglich machen und ihnen dabei eine wave-ige Note verleihen. Zudem macht der vermehrte Einsatz von Sänger Andrea das Album vom Gesang her interessanter und abwechslungreicher, wo bei der letzten CD der männliche Part eher selten zu hören war. Durch das relativ große Spektrum an Tönen, die Andrea abdeckt (zuweilen hört man ihn gar kreischen), liefert er sich mit der ebenfalls sehr begabten wie hübschen Cristina einen wahren Kampf, ein energiegeladenes und auch mal melancholisches Wechselspiel vor allem bei „Swamped“ und „Unspoken“.
Weitere Pluspunkte erhält die CD auch durch einer verbesserte Produktion, die der Atmosphäre der Songs sehr zu Gute kommt.

Das Album unterscheidet sich vorallem durch seine Ausgewogenheit von „Unleashed Memories“. Von ihrem Gothic-Image kann sich die Band jedoch nicht ganz lösen, aber vielleicht wollen sie es gar nicht?! Ein Statement von Cristina: „Wir versuchen, einen Mittelweg zu finden, um nicht zu sehr in die Dunkelheit abzudriften, jedoch auch das Licht nicht zu bevorzugen.“.

Was ich persönlich schön finde, ist, dass bei Lacuna Coil nicht die Kompliziertheit und die Virtuosität der Musik eine Rolle spielen (denn vor allem die Gitarren sind zugegebenermaßen recht einfach), sondern die Texte und die stark emotionsgeladene Atmosphäre der Songs deren Besonderheit ausmachen. Kraftvolle und melancholisch-verzweifelte Texte über Liebe, Einsamkeit und einer Vielzahl von Problemen, die sich bei zwischenmenschlichen Beziehungen auftun, stehen hierbei im Vordergrund und verbinden sich mit der Musik und den Bildern des Booklets zu einem kleinen Kunstwerk, zu dem nicht zuletzt die charismatische Frontfrau Cristina ihren Beitrag leistet.

Kleinere Minuspunkte gibt es natürlich auch: Eine meiner Meinung zu betonte und trockene (Double-)Bassdrum in den Songs „Heaven’s A Lie“, „Daylight Dancer“ und „Tight Rope“ und vor allem die Länge des Albums: Es mag zwar durch das Wechseln von Balladen und schnellen, harten Stücken recht abwechslungsreich sein, jedoch wird es durch den gleichen Grundtenor spätestens nach dem 9. oder 10. Lied ein wenig eintönig. Aber das ist wohl Ansichtssache.
Alles in allem haben Lacuna Coil ein sehr interessantes und erwachsenes Album abgeliefert, das sich musikalisch und im Gesamtbild nicht verstecken muss. Jedem Gothic-, Metal- oder sonstigem Fan von guter Musik dürfte diese Perle schon nach dem ersten Hören gefallen. Als kleinen Vorgeschmack bietet sich auch die Vorabsingle „Heaven’s A Lie“ an.

Hörtipps: Heaven’s A Lie, Daylight Dancer, Self Deception, Tight Rope, Unspoken

Line-Up:

Cristina Scabbia – Gesang
Andrea Ferro – Gesang
Cristiano Migliore – Gitarren
Maco Biazzi – Gitarren
Marco Coti Zelati – Bass
Cristiano Mozzati – Schlagzeug

Tracklist:

01 – Swamped
02 – Heaven’s a lie
03 – Daylight dancer
04 – Humane
05 – Self deception
06 – Aeon
07 – Tight rope
08 – The ghost woman and the hunter
09 – Unspoken
10 – Entwined
11 – The prophet said
12 – Angel’s punishment
13 – Comalies

Lacuna Coil: 
Comalies
Unsere Wertung: 90%
Comalies 
wurde am 18. September 2002 
über Century Media 
veröffentlicht.
Kaufen / Streamen(*)
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