Kennt einer The Dears? Nicht. Verstehe ich gar nicht. Sie wurden doch zur wahrscheinlich besten Newcomer-Band des Jahres 2003 gewählt. Von der NME. Es sind sechs Kanadier/innen aus Montreal und verlangen mit ihrer Melange eine Menge Toleranz vom Hörer ab. Da gibt es Quantensprünge zu überstehen. „Degeneration Street“ ist das fünfte Album der Canucks und bewegt sich vom jazzigen Pop-Opener, samt hohen Prince-Falsett-Vocals („Omega Dog“), über Brit-Rock („5 Chords), irgendwo zwischen Placebo und The Smith, bis hin zum kruden Alternative-Rocker („Blood“). Das Brit-Pop-Rock-Flair wird auch deutlich durch die Stimme von Sänger Murray Lightburn platziert, der dem ehemaligen The Smith Fronter Morrissey in nichts nachsteht. Jedoch sind die stimmlichen Wechsel frappierend und enorm. Kaum zu glauben, dass es sich auf „Thrones“, mit den Pulp-Extrakten, um den gleichen Sänger handelt. Selbst Koryphäe David Bowie hat seine Spuren hinterlassen. David Bowie stand ebenso Pate für das triste Stück „Lamentation“ das Pink Floyd-mäßig in seiner Atmosphäre wirkt. „Torches“ bleibt instrumental und lässt gerade mal einen Keyboard-Teppich auf die Seele einwirken. Elektronische Spielereien inbegriffen. Pink Floyd-Zutaten auch ganz deutlich auf „Galactic Tides“, der zweiten Ballade, mit immensen David Bowie Vocals. Und dennoch findet sich massig The Dears in den Kompositionen die sich über die Gitarrenarbeit und in den Arrangements äußern. Eine kleine Besonderheit offeriert man mit „Yesteryear“, mit leichtem Beat-Sound gemischt mit Brit-Pop der 80er-Jahre. Mit „Unsung“ serviert man einen Radiohead-Klon allererster Güte. Ihr seht der Stilmix ist ziemlich illustre. Doch es passt. Man muss es nur zulassen. Sicherlich ist es nicht einfach, die vielen Einflüsse zu ignorieren, aber The Dears sind eine coole Band und haben ihren Weg zurück zum Erfolg gefunden, nachdem die letzten Tonträger etwas mau waren.
Line-Up:
- Murray Lightburn: Vocals, Guitars, Other
- Natalia Yanchak: Keyboards, Vocals
- Robert Benvie: Guitars, Keyboards, Vocals
- Patrick Krief: Guitars, Vocals
- Roberto Arquilla: Bass Guitar, Vocals
- Jeff Luciani: Drums, Percussion
Tracklist:
- Omega Dog
- 5 Chords
- Blood
- Thrones
- Lamentation
- Torches
- Galactic Tides
- Yesteryear
- Stick With Me Kid
- Tiny Man
- Easy Suffering
- Unsung
- 1854
- Degeneration Street