Über ein Jahr ist es her, dass der Ruhrpott-Barde Boris Gott neues Material in Form einer CD herausgebracht hat und wenn man bedenkt, dass die letzte Veröffentlichung „lediglich“ eine EP war, dann wurde es doch höchste Zeit. Sein letzter Longplayer „Bukowski-Land“ hat nämlich auch schon drei stolze Jahre auf dem Buckel und konnte mit den modernen, humorvollen und teils bissigen deutschen Texten – kombiniert mit relativ einfach gestrickten Melodien – absolut überzeugen (von uns bekam er volle Punktzahl). Die komplette CD, sowie die EP kamen nicht nur bei uns gut an, sondern auch in seiner Heimat und in ganz Deutschland. Die aktuelle Scheibe hört auf den Namen „Es ist nicht leicht ein Mensch zu sein“, enthält 12 neue Songs und wurde am 11.11.2010 veröffentlicht.
Tracklist:
- Bahnhofs-Blues
- T.H.E.O. (Nirgendwo ist Lodsz)
- Tanz auf dem Vulkan
- S.C.H.L.U.S.S.
- Sonnenschein
- Niemandsland
- Mutter
- Nackt in Brunsbüttel
- Barcelona
- Prinz Charles sein Sohn
- Mandy Lane
- Peace (Ich bin ein Hippie)
Ich kann es schwer beschreiben, aber Boris Gott ist für mich Ruhrpott-Feeling pur. Vor meinen inneren Auge zieht er mit seinem Rucksack auf dem Rücken und einem alten, klapprigen Damenrad umher, schaut dem Feierabendverkehr auf der A40 zu und macht sich dann auf den Weg nach Dortmund. Denn die Dortmunder Nordstadt und das Ruhrgebiet ist seit über 10 Jahren die Wahlheimat von Boris Gott. Die Inhalte seiner Texte waren bisher eine Mischung aus Hoffnung, Hartz IV, Liebe und Dosenbier – diesen Themen ist er auch auf der neuen Veröffentlichung treu geblieben, allerdings sind die Texte im Großen und Ganzen universeller geworden und beschränken sich nicht mehr nur auf die typische Ruhrpott-Romantik – wenn ich das mal so nennen darf. Mittlerweile stehen Jobfrust, Liebeslust, und alltägliche Erlebnisse an erster Stelle und diese Themen werden wie gewohnt in leichte und eingängige Popmelodien verpackt, die ein bisschen voller und vielseitiger klingen als gewohnt. Da sind vor allem Instrumente wie Schlagzeug, Bass und ein Keyboard zu hören, die den handgemachten Sound von Boris Gott aufpeppen. Im Mittelpunkt stehen nach wie vor die Akustik-Gitarre und die markante Stimme von Boris, die mit den typischen Betonungen so herrlich vertraut rüber kommt. Melancholische und kritische Songs wie der „Bahnhofs-Blues“ und „T.H.E.O.“ wechseln sich mit Liebesliedern („S.C.H.L.U.S.S.“, „Sonnenschein“) und fast schon bitterböse witzigen Songs („Barcelona“) ab, wobei „Barcelona“ mein absoluter Favorit geworden ist.
Herrlich bissig, nachdenklich, humorvoll und verliebt – das ist Boris Gott, der es auch live schafft, sein Publikum komplett in seinen Bann zu ziehen. So wie am 11.12.2010 im Modul Saarbrücken. Unverstärkt, nur mit Gitarre und seiner Stimme bewaffnet spielte er die Ohrwürmer von seinem letzten Album„Bukowski-Land“ und einige neue Sachen. Und auch wenn ich persönlich eher ungern bei Konzerten mitsinge: Bei Boris Gott war es absolut selbstverständlich mit zu singen. Und wenn man schonmal nicht verkabelt ist, kann man auch jeden Gast persönlich besingen. Ein echt toller Entertainer!
Boris Gott ist der Alte geblieben. Die Musik ist etwas vielseitiger und die Aufnahmen professioneller geworden, aber er selbst ist genauso humorvoll und direkt geblieben, wie er schon immer war. Und genau das macht ihn so sympathisch. Diejenigen, die anfangs der Meinung waren, dass hier ein Schlagersänger am Werk ist, werden jetzt eines Besseren belehrt. Denn einige Songs rocken ganz schön und mit einer Band im Rücken hören sich die Songs live bestimmt noch eine Spur kräftiger an. Ganz schön sympathisch dieser Songwriter aus dem Ruhrgebiet…