Stahlmann? Ist das noch eine Neue Deutsche Härte Band? Ja. Der Name ist Programm, live nicht nur musikalisch, sondern auch optisch: Aufgetreten wird im Metal-Look – die Rechnungen für Metallic-Make-Up, Haut- und Haarfarbe möchte ich nicht bezahlen müssen. Aber nicht nur im NDH-Bereich gehört zu einem Konzert heute eben mehr, als nur ganz passabel mit den Instrumenten umgehen zu können, die ganze Show muss stimmen. Und bei Stahlmann ist das offenbar der Fall.
Die Band gibt es seit 2008 und bereits mit ihrer Debüt-EP „Herzschlag“ schafften sie es, sich 4 Wochen lang in den Top-20 der Alternative Charts zu halten. In diesem Jahr hat sich die Band mit Drummer O-Lee und Bassist Fire-Abend verstärkt und am Freitag erscheint ihr erster Longplayer, den sie auch direkt als Support von Eisbrecher dem richtigen Publikum live vorstellen.
Line-Up:
- Mart – vocals, programmings
- Alex – guitar, programmings
- Tobi – guitar, programmings
- Fire-Abend – bass
- O-Lee – drums
Tracklist:
- Willkommen 3:09
- Stahlmann 2:20
- Hass Mich…Lieb Mich 3:04
- Teufel 3:51
- Marschieren 3:45
- Auf Ewig 3:42
- Kaltes Herz 3:00
- Mein Flehen 3:42
- Stahlwittchen 2:44
- Kokain 2:37
- Letzter Vorhang 3:56
Was erwartet den Hörer auf dem Debüt-Album? Die gute und schlechte Nachricht: Keine Überraschungen. Stahlmann erfinden die NDH nicht neu, das ist die gute Nachricht für alle Fans von z.B. Treibhaus, Rammstein, Megaherz oder auch Eisbrecher. Die können bei Stahlmann bedenkenlos zugreifen und werden meines Erachtens nicht enttäuscht. Stahlmann fügen sich in die Riege der Stars des Genres nahtlos ein, dabei sind ihre musikalischen Vorbilder in den einzelnen Songs mal mehr, mal weniger deutlich zu erkennen, ohne aber als Abklatsch oder Kopie zu wirken.
Enttäuscht wird man aber, wenn man auf der Suche nach wirklich neuer Musik, einer Neudefinition des Genres ist – die können (und wollen?) Stahlmann nicht liefern. Die Songs tragen zwar durchweg eine eigene, melodische Handschrift (oder muss man in diesem Fall von einer Lasergravur sprechen?), ohne aber überraschend neue Elemente in die NDH zu bringen. Einzig „Mein Flehen“ verlässt musikalisch deutlich den NDH-Rahmen und ist ein anderer, tiefschwarzer Genre-Klecks im Album, der aber sehr gut in das Gesamtalbum passt.
„Mein Flehen“ gehört neben „Willkommen“, „Kokain“ und „Letzter Vorhang“ auch zu meinen persönlichen Favoriten des Albums.
Langfristig müssen Stahlmann aber ihren eigenen Stil deutlicher raus arbeiten, sonst laufen sie Gefahr langfristig nur als „halt noch eine NDH-Band“ gehandelt zu werden. So ein Urteil würde der Band nämlich keinesfalls gerecht und vielleicht werden es für das nächste Album dann auch 10 Punkte.