Gute deutschsprachige Musik ist mal wieder ganz groß im Kommen – egal ob Liedermacher oder Deutschrock – man hört wieder Songs, bei denen man mitsingen kann, die Message direkt versteht und mit denen man sich identifizieren kann. Hinter dem Namen „Blockflöte des Todes“ steckt mit bürgelichem Namen der Singer/Songwriter Matthias Schrei. Der Name „Blockflöte des Todes“ bedeutet aber zum Glück nicht, dass das bekannte Holzblasinstrument auf dem aktuellen Album „Wenn Blicke flöten könnten“ derart exzessiv genutzt wird, dass der Flötist am Ende tot umfällt. Das Instrument wird eher selten eingesetzt – zu meiner persönlichen Freude muss ich zugeben…
Mit vier Jahren war Matthias der Meinung, dass Musiker nur abends arbeiten und so könnte er tagsüber für die Kinder da sein. Fünf Jahre später lernte er dann schließlich Blockflöte, gefolgt von Klavier, Klarinette, Querflöte, Trompete etc. Mit 13 verdiente sich Matthias sein Taschengeld als Kirchenorganist, mit dem er wieder neue Instrumente kaufte. Eine Leidenschaft bis heute. Er singt über Dinge, die ihn betreffen, ihm passiert sind oder von denen er was weiss. Dass so ein Alltag durchaus auch komisch sein kann spiegeln seine Texte wieder.
Line-Up:
- Matthias Schrei – Gesang, Gitarre, Bass, Tasten, Schlagzeug & SchnickSchnack
Studiogäste:
- Monika Lück – Blockflöte
- Diane Weigmann – Gesang
- Felix M. Lehrmann – Schlagzeug
- Fizzy Pop – Gesang
- Sven van Thom – Banjo
- Hartmut Bietz – Posaune
- Winfried Stelzer – Trompete
- Michaela Koedel – Schlagzeug, Gesang
- Ute Kneisel – Gesang
- Lennart Quiring – Klarinette
- Chor bei „Alles wird Teurer“ – Ute Kneisel, DJ Patex, Florian Glässing, Frizz Feick, Dan Delgado, Lennart Quiring & Philipp Kasburg
Tracklist:
- Mädchenhaar
- Mein Mitbewohner
- Du bist so schön wie ein Flughafen
- Jung und schön
- Alles wird teurer
- Wir sind Helden
- Ziemlich teuer
- Mit Krücken
- Volkshochschule
- Kein Liebeslied für Tina
- Die Sache mit der GEZ
- The Happy Happy Diskolied
- Liebe kommt, Liebe geht
- Schlachthof
- Warum meine Freundin mich verlassen hat
- Ohne Titel
Oft wird die „Blockflöte des Todes“ mit den Ärzten oder auch Funny van Dannen verglichen und der Vergleich passt eigentlich ganz gut: Der teilweise etwas makabere Humor der Ärzte, gepaart mit dem vielseitigen Liedermacher-Sound von Funny van Dannen. Mit Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Wurlitzer, Bass, Shaker, Glockenspiel, Banjo, Posaune, Trompete, der beliebten Blockflöte und der Unterstützung von Kollegen u.a. von Rivo Drei, Beatplanet, Lemonbabies und Lennart & Philipp von „Spieltrieb“ vergrößert er den Singer-/Songwriter-Standard (Gesang + Gitarre) erheblich. Doch es sind vor allem die Texte, die seine Lieder ausmachen. Die „Blockflöte des Todes“ besingt ihre Mädchenhaarallergie genauso wie den Preisverfall im Koksgeschäft („Alles wird teurer“), erklärt warum die Freundin ihn verlassen hat („Warum meine Freundin mich verlassen hat“) und wieso sie GEZ zahlt („Die Sache mit der GEZ“), vergibt seltsame Komplimente wie „Du bist so schön wie ein Flughafen“ und singt vom „Tag des offenen Tiers“ im Schlachthof („Schlachthof“). Im Mittelpunkt der Songs stehen eindeutig die Aussagen der Texte – die Musik drumherum ist oft nur eine „Beigabe“ – eine Art Geschenkpapier, mit dem er die Kernaussage kunstvoll verpackt bevor er sie dem Hörer präsentiert. Von Rock, Folk, Bossa, bis hin zu Schlager und Songwriter-Musik ist alles vertreten. Sogar ein wenig Punk ist zu finden.
Menschen, die von Ironie und Sarkasmus noch nie etwas gehört haben, sollten das Album im Regal stehen lassen, aber Fans von schwarzem, teils schrägem und makaberem Humor dürfen gerne mal reinhören. Ich gebe zu: Das Album ist erstmal keine leichte Kost, aber wenn man dahinterkommt, dass sich die Blockflöte des Todes selbst nicht zu ernst nimmt, dann wird man die Songs lieben. Da bin ich mir ganz sicher. Meine persönlichen Favoriten sind „Mädchenhaar“, „Alles wird teurer“, „Volkshochschule“ und „Schlachthof“.