Das Projekt „Eisbrecher“ wurde im Jahre 2002 vom Alexx Wesselsky und Noel Pix gegründet. Beide Musiker dürften vielen bekannt sein, da sie mit ihrer vorherigen Band „Megaherz“ im deutschsprachigen Raum, sowie in den USA sehr viele Erfolge feierten. Beide hatten Lust auf etwas Neues, auf harte Musik jenseits der üblichen Metal-Klischees und so fanden sie wieder zusammen. Einfach war die erste Zeit jedoch nicht. Wenn ein charismatischer, impulsiv-querköpfiger 2-Meter Mann auf ein sensibles, diszipliniertes, charmant-freches Musikgenie stößt, dann können nur die Fetzen fliegen. Man einigte sich und heraus kam „Eisbrecher“. Wie beschreibt man die Musik von „Eisbrecher“? Das Projekt selbst bezeichnet die Musik als modernen, elektronischen Rock: emotional, ehrlich und direkt. Ihr erstes Album „Eisbrecher“ verkaufte sich 2004 sage und schreibe 20.000 mal. Das Besondere daran war, dass der Erstauflage des Albums 2 bedruckte Rohlinge für die legale Privatkopie beigelegt wurden – damit wollte man dem Kopierschutz-Trend der Tonträgerhersteller gegensteuern. Der Song „Schwarze Witwe“ wurde zum Dauerbrenner in den Clubs. Im gleichen Jahr absolvierte man eine Headliner-Tour in Deutschland und Österreich, gefolgt von Festivalauftritten und einigen Supportshows. Aus dem 2-Mann-Projekt ist eine 6-köpfige Live-Band geworden, die sich bei der Veröffentlichung des zweiten Studioalbums „Antikörper“ im Jahre 2006 beweisen durfte. Mehr Gitarren, mehr Härte, aber auch mehr Pop und Melodie waren das Erfolgsrezept, mit dem es die CD auf Platz 85 der Media-Control-Charts schaffte. Die Songs „Vergissmeinnicht“ und „Leider“ wurden zu Club-Krachern und gemeinsam mit den fränkischen Blödelbarden J.B.O. tourten „Eisbrecher“ Ende 2006 erfolgreich durch die Lande. Die „Antikörper“-Headliner-Tour 2007″ in Deutschland und Österreich war ein voller Erfolg und die Festivalsaison wurde gut genutzt. So spielte man wieder auf dem „Wave Gothik Treffen“ und machte sich neue Fans auf dem „Amphi-Festival“, dem „Dark-Dance-Festival“ und dem „Summer Breeze“. Der ganz große Höhepunkt war aber eindeutig die Show 2007 in Russland. Das dritte Eisbrecher Album „Sünde“ wurde am 22.08.08 veröffentlicht und noch bevor es fertig war, waren die Planungen für die anstehende „Sünder-Tour 2008“ abgeschlossen.
Line-Up:
- Alexx – Vocals
- Noel Pix – Lead Gitarre, Programming
- Jürgen Plangger – Gitarre
- Maximator – Keyboards, Programming
- René – Drums, Percussion
- Martin Motnik – Bass
Tracklist:
- Kann denn Liebe Sünde sein?
- Alkohol
- Komm süßer Tod
- Heilig
- Verdammt sind
- Die durch die Hölle gehen
- Herzdieb
- 1000 Flammen
- This is Deutsch
- Zu sterben
- Mehr Licht
- Kuss
- This is Deutsch ([:SITD:]-Remix)
- Blut und Tränen *
- Alkohol (Roter Sand-Remix) *
- Kann denn Liebe Sünde sein? ([:SITD:]-Remix) *
* Nur auf der limitierten Edition
„Sünde“ ist definitiv wieder mehr auf neue deutsche Härte (NDH) ausgelegt und knallt mehr als der Vorgänger „Antikörper“, der sich in meinem Player schon wund lief. Diesmal werden eher eingängige Refrains mit harten Gitarrenriffs und vielen elektronischen Elementen vermischt. Die Singleauskopplung „Kann denn Liebe Sünde sein?“, welche zugleich Opener des Werks ist, ist meiner Meinung nach etwas schwach, da der Texte nicht allzu viel hergibt. „Alkohol“ groovt da schon mehr und erinnert wieder an die Songs des Debütalbums. Bei „Komm süßer Tod“ bediente man sich mal eben an einem Filmtitel eines Krimis von 1998 – Zufall? „This is Deutsch“ dürfte wohl bei so manchem Rammstein-Anhänger großen Anklang finden und einige schwarze Clubs sollten bei dem stampfenden Song zu kochen anfangen. Wie auch bei den Vorgänger-Alben wird die Härte gezielt eingesetzt, auf „Sünde“ ist allerdings mehr Melodie zu finden. Bei „Kann denn Liebe Sünde sein?“ werde ich immer an den Hit von Zarah Leander erinnert und da liegt auch der Vergleich mit einem schlagerähnlichen Refrain sehr nahe. Der Ear-Catcher der Musik von „Eisbrecher“ ist aber auf jeden Fall die markante, sehr dunkle Stimme von Frontmann Alexx, der schon der Musik von „Megaherz“ das ganz besondere Etwas verpasste. Das Songwriting ist wie immer toll und Noel Pix hat am Mischpult wieder gezeigt was er kann. Der Sound hat jede Menge Wumms. Doch ich vermisse einen Song, der ähnlichen Diskussionsstoff liefert wie es „Leider“ vom Album „Antikörper“ damals geschafft hat. „Komm süßer Tod“ geht zwar in die Suizid-Sparte, aber zu diskutieren gibt es da nichts. Neben Suizid geht es aber auch vor allem um die Frauen und die Laster des Menschen – um die zwischenmenschlichen Gefühlszustände also.
Fazit:
Fans von OOMPH! oder Megaherz dürften bei diesem Album Freudentränen weinen. Hier gibt es keinen musikalischen Ausfall – einzig und allein den Opener „Kann denn Liebe Sünde sein?“ finde ich persönlich etwas gewöhnungsbedürftig. „Sünde“ ist ein würdiger Nachfolger von „Antikörper“ und spätestens seit der Veröffentlichung des Studiotagebuchs in Form eines Video-Podcasts konnte ich die VÖ der CD nicht mehr abwarten. Volle Punktzahl gibts von mir. 10/10 Punkte. Ob man die Remixes und den Song „Blut und Tränen“ der Limited Edition haben will, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich bin kein Fan von Remixes, aber wegen dem Bonussong sollte man hier schon zugreifen.
Anspieltipps: Herzdieb, Heilig, This is Deutsch