Man muss schon zugeben: Die Donots sind auch nach 16 Jahren noch sehr experimentierfreudig was ihre Musik angeht. Die Jungs könnten sich aber auch ganz entspannt zurücklegen und weiterhin das machen, wofür sie all die Jahre bekannt waren: Straighten Skatepunk mit einer Portion Dreck unter den Fingernägeln. Bei einigen Bands funktioniert das ja bestens – von denen will man gar keine großartigen Experimente hören – Motörhead oder AC/DC zum Beispiel. Bei den Donots sind die Brüder Ingo und Guido Knollmann für die Songideen und Texte zuständig. Der Löwenanteil der Songideen kommt von Guido, die Texte von Ingo – ab und zu war das aber auch mal anders herum. Die Band ist wie eine große Familie, die zusammenhält. So dürfen sich natürlich auch die anderen BandFamilienmitglieder mit einbringen. Aufgenommen wurde das 11 Songs starke Album „The Long Way Home“ von Produzent Vincent Sorg, der auch schon für das erste Erfolgsalbum „Tonight’s Karaoke Contest Winners“ mit im Boot saß.
Line-Up:
- Ingo Donot – Vocals
- Guido Donot – Guitar
- Alex Donot – Guitar
- J.D. Donot – Bass
- Eike Donot – Drums
Tracklist:
- Changes
- Calling
- Forever Ends Today
- High & Dry
- Let It Go
- Dead Man Walking
- Make Believe
- Who You Are
- The Years Gone By
- Hello Knife
- Parade Of One
Eins steht fest: Das Album ist vollgepackt mit ungewöhnlichen Ideen, Ohrwürmern und liebevollen Details wie zum Beispiel völlig artfremde Instrumente (Streicher, Schifferklavier, Tuba, Mandoline, Kontrabass, Klavier). Artfremd? Passt denn eine Mandoline zu krachenden Gitarren und dem typischen Sound der Donots, auf den die Fans so abfahren? Zu Skatepunk würden die erwähnten Instrumente nicht passen, aber dieser Musikrichtung scheinen die Jungs auch den Rücken gekehrt zu haben. Schon die Singleauskopplung „Calling“ geht eher in die 80er Wave Ecke, als in eine dreckige Garage. Immer schon wurden die Donots von Punk, Rock, Metal, Hardcore, 80er Wave, Singer/Songwriter, Country und Folk beeinflusst – die Prioritäten haben sich mittlerweile aber verschoben.
Der Opener „Changes“ dröhnt wie gewohnt gewaltig aus den Boxen. Schrille Gitarren treffen auf wummernde Bässe und Drumsounds. Der Ohrwurm „Calling“ mit seinen elektronischen Hooks hat mich auf dem Album am meisten überzeugt – auch wenn man hinter dem Song nie die Donots vermuten würde wenn man ihn hört. Auf „Let It Go“ ist dann schon die erste Mandoline zu hören und bei „Dead Man Walking“ darf sich der Hörer sogar zu Polka-Klängen bewegen. Der Partykracher schlechthin. Zwischendurch bekommt man immer wieder schönen klassischen Punkrock um die Ohren gehauen, bevor wieder ein Song kommt, bei dem man anständig in die Effektkiste gegriffen hat. Man will den Hörer ja auch nicht zu sehr fordern und verwirren. „The Years Gone By“ überzeugt mit Mandoline, Schifferklavier und Folkelementen, wie man sie vielleicht eher von einer irischen Kneipenband erwartet hätte, die ihr Publikum zum Whiskey-Saufen animieren will. Und auch vor einem flotten 6/8 Takt schreckt die Band neuerdings nicht zurück.
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich schon ein wenig sprachlos war, als ich das Album zum ersten Mal gehört habe. Das sind nicht die Donots wie ich sie kenne – die Jungs haben es auch nach 16 Jahren noch geschafft, sich weiter zu entwickeln. Der Sound ist glatter als sonst, aber auch mitreissender. Weg von irgendwelchen Klischees und rein ins Abenteuer. Auch wenn ich der Meinung bin, dass man sich bei musikalischen Experimenten nicht zu weit aus dem Fenster lehnen sollte: Den Donots hats absolut nicht geschadet, die stilistischen Prioritäten etwas anders zu verlagern. Sicher wird es einige Fans geben, denen das gar nicht passt – im Großen und Ganzen dürften die Jungs aber mehr Fans dazugewinnen. Mir persönlich gefällt das Album wesentlich besser als die Scheiben, die vorher veröffentlicht wurden. 9/10 Punkte.