Seit ihrem Debutalbum „August & everything after“ sind die Counting Crows in den USA bekannt. In Europa konnte die Band erst „Colorblind“ aus dem Soundtrack zu „Eisklate Engel“ auf sich aufmerksam machen, jedoch nie einen Durchbruch feiern. Deshalb konnten sie sich bei uns nie so etablieren wie in Übersee, wo unter Fans des Genres schon zu den absoluten Top-Acts zählen.
Band:
- Adam Duritz – Vocals
- David Immergluck – Guitars
- Dan Vickrey – Guitars
- David Bryson – Guitars
- Matt Malley – Bass
- Charles Gillingham – Piano
- Ben Mize – Drums
Tracklist:
- Hard Candy
- American Girls
- Good Times
- If I Could Give All My Love – Or – Richard Manuel Is Dead
- Goodnight L.A.
- Butterfly In Reverse
- Miami
- New Frontier
- Carriage
- Black And Blue
- Why Should You Come When I Call?
- Up All Night (Frankie Miller Goes To Hollywood)
- Holiday In Spain
- 4 White Stallions
- Big Yellow Taxi
Drei Jahre Schaffenspause scheinen im Musikgeschäft eine Art ungeschriebene Konstante zu sein, die im Laufe der Karriere jeder Band früher oder später mal vorkommen sollte – zumindest ist sie mir zuletzt immer öfter untergekommen. Diese magische Marke nagte auch an der Geduld der Fans, die ihre Stereoanlagen bis zum neuen Alben drei Jahre lang mit den alten Platten der vergangenen Releases bei Laune halten mussten. Um sich vor den Albumhungrigen Fans letztlich keine Blöße zu geben und allen Erwartungen der Branche gerecht zu werden, haben sich Counting Crows eine Reihe Profis zur Unterstützung geholt: Produzent Steve Lillywhite, Jack Joseph Puig am Mischpult, Mastering unter der Anleitung von Bob Ludwig und noch eine Hand voll prominenter Musikerkollegen – Matthew Sweet greift beim Titelsong „Hard Candy“ unterstützend zum Mikrophon, Sheryl Crow singt im Backgroundchor von „American Girls“ und der Texter & Komponistenlegende Ryan Adams hilft bei „Butterfly in Reverse“ nicht nur bei den Lyriks, sondern auch hinter dem Mikrophon aus. Leona Naess, eine Nachwuchshoffnung aus den USA, unterstützt die Lead Vocals bei „Black and Blue“
Wirklich verändert hat sich am Erfolgsrezept von Counting Crows in den letzten Jahren nur wenig, die Musik ist eine gelungene Mischung aus Pop, Rock, Folk, Country und den Texten des Sängers Adam Duritz, der in ausschweifenden, melancholischen Erzählungen selbst graue Wände in den Farben des Regenbogens beschreiben kann. In dieser unwirklichen Schattenwelt zwischen Glück und Einsamkeit ist die Band auch schon lange zuhause und weiß dort zu überzeugen.
Ein bisschen einfältig klingt da allerdings der Titelsong „Hard Candy“, der als eines der „13 New Flavors“ noch recht fahl schmeckt – das Mitwirken von Matthew Sweet macht das ganze zwar im Vorfeld interessant, insgesamt kann man damit noch nicht überzeugen. (And when you wake the morning covers you with light / And it makes you feel alright / But it’s just the same hard candy you’re / remembering again) Anders hingegen bei „Up All Night“ das genau ins Spezialgebiet der Band fällt – nämlich Stimmungen glaubhaft zu vermitteln. Angelehnt an Bob Seger, mit einem heißen Duane Allman-Gedächtnis-Solo: I’ve been up all night / I might sleep all day / Get your dreams just right / Then let ‚em slip away / I might sleep all day….
Auch bei „Hollyday in Spain“ oder dem energischeren „New Frontier“ können Counting Crows ihre Vorzüge gekonnt ausspielen. Ein fast schon fröhlich anmutender Song auf einer Landkarte von Leidenswegen versteckt sich hinter „American Girls“, zu dem, wie schon erwähnt, auch Sheryl Crow die Background-Vocals beisteuert – ein gefinkelter Zug, hat man doch in etwa die selbe Fan- und Zielgruppe. Background-Vocals finden auf „Hard Candy“ überhaupt verstärkter Gebrauch als auf den früheren Alben der Band. In die Rubrik Optimist fällt auch noch „Miami“ – einen gewissen geographischen Touch kann man auf dem Album auch nicht übersehen – entweder wurde er gleich im Titel verpackt („American Girl“, „Miami“, „Holiday in Spain) oder enthüllt sich erst im Text („Good Time“: I’m just another boy from texas …). Ein bisschen Frank Sinatra glauben viele Musiker in sich entdecken zu können, mit „Butterfly in Reverse“ zeigen Ryan Adams und Counting Crows allen, bei denen sich das auf den Glauben beschränkt, wie man es richtig macht. Auf eher schwache Titel wie „Carriage“ oder „New Frontier“ hätte man auf einem Album, das bei der Spieldauer ohnehin länger ausgefallen ist als viele Werke von Kollegen, ruhig verzichten können – Danach scheinen musikalische Perlen wie „Black and Blue“ doppelt so hell: Fading everything to black & blue / You look a lot like you’d shatter / In the blink of an eye / But you keep sailing right on through / Every time you say you’re learning / You just look a lot like me / Pale under the blistering sky – und mit Leona Naess hat man sich einen ausgezeichneten Assist geholt. Einer der wenigen Titel im Stil von „Colorblind“, der auch in Europa wieder Aufmerksamkeit auf die musikalischen Auswüchse der US-Amerikansichen Band lenken könnte. Im Finish hat man mit „Big Yellow Taxi“ einen gefälligen, modernen und leichten Popsong auf die Scheibe gepresst.
Fazit:
Wer auf den Stil der Counting Crows steht, wird auch an diesem Werk schnell Gefallen finden. Leider konnte man hier nicht nur positive Akzente setzten und im Mittelteil mit einigen Schwachen Nummern das vorgelegte Niveau nicht halten. Das Miteinbeziehen bekannter und noch unbekannter Musiker macht die Produktion interessant und setzt vor allem mit „Black & Blue“ einen Song gekonnt in Szene.
Als Tipp: Live sind die Countig Crows auch nicht zu verachten ;-)