blood red shoes

Blood Red Shoes – 27.04.2012, Brighton Concorde 2

blood red shoesEinmal im Jahr reise ich ins Ausland, um den Besuch eines Konzertes mit etwas Urlaub zu verbinden. So bin ich momentan in Brighton an der britischen Küste und Freitag Abend ging es ins direkt am Meer gelegene Concorde 2. Um 7 war Einlass, da ich mein Ticket noch abholen musste und außerdem möglichst weit vorne sein wollte, war ich schon um halb da. Aber, Überraschung: Quasi niemand stand draußen und auch bei Einlass um 7 waren erst ein paar Dutzend Leute da. Bis dahin hörten wir Cast of Cheers proben, die laut dem ausgehängten Zeitplan um halb 8 spielen sollten. Wir, das sind eine handvoll Briten und ein Franzose, der gerade noch auf irgendeinem Weg ein Ticket für das ausverkaufte Konzert aufgetrieben hat. Es ist nicht sein erster Besuch in Brighton, aber nachdem ihn die beiden Konzerte in Frankreich begeistert hatten, musste er unbedingt wieder herkommen.

Der Einlass ist pünktlich, The Cast of Cheers sind es nicht ganz – vermutlich haben sie noch gewartet, denn irgendwie ist immer noch kaum jemand da. Das hindert die vier Iren aber nicht daran, 45 Minuten lang besten Math Rock zu präsentieren und dabei offensichtlich sehr viel Spaß zu haben. Der Schlagzeuger zerlegt sein Set bei den lauten Stücken fast und der Gitarrist/Keyboarder, der als einziger immerhin 2m² Platz hat auf der kleinen Bühne, springt und tanzt wie wild. Der Sound ist gewohnt hart und es wird viel mit per Fußpedal eingespielten Sounds gearbeitet. Ich habe keine Ahnung, wieso ausgerechnet Cast of Cheers als UK-Support ausgewählt wurden, aber dem Applaus nach zu urteilen kommen sie gut an und ich freue mich, eine weitere gute Band mal live sehen zu können. Und einige Songs wie „Animals“, „Family“ oder „Goose“ kannte ich ja sogar schon.

Nach dem Konzert drehe ich mich um – und falle fast in den Fotograben: Plötzlich sind da hunderte Menschen! Die Concorde 2 fasst 600 Zuschauer und die sind inzwischen offensichtlich fast alle angerückt. Der Franzose und ich quatschen noch ein bisschen mit einem Brightoner Studenten und dann ist die Umbaupause auch schon rum und Blood Red Shoes kommen unter tosendem Applaus auf die Bühne.

Und offensichtlich sind sie in Höchstform. Direkt als Opener kriegen wir „It’s Getting Boring By The Sea“ und genau mit dem Druck und der Menge Rock geht es auch weiter. Eineinhalb Stunden Brightoner Rock vom Feinsten – und zwar, trotz neuem Album, vor allem alte Songs. Vom neuen sind „In Time To Voices“ dabei und „Cold“, ansonsten unter anderen „Heartsink“, „Don’t Ask“, „Light it Up“ und „It Is Happening Again“ vom zweiten Album und neben dem schon genannten Opener noch „Say Something, Say Anything“ vom ersten sowie als letzter Song vor den Zugaben „I Wish I Was Someone Better“. Dazwischen eingestreut wenige kurze Moderationen; bevor sie einen Song aus der Zeit vor dem ersten Album spielen, betont Laura nochmal, dass es immernoch das Größte für sie ist, vor einem begeisterten Publikum zu spielen.

Und in der Tat ist das Publikum begeistert, springt und tanzt, bildet gelegentlich einen kleinen Moshpit und ist vor allem auch überdurchschnittlich textsicher. Nach „I Wish I Was Someone Better“ ist es unglaublich heiß in der Halle und wir sind alle ziemlich glücklich. Nach einer kurzen Pause folgen dann noch drei Zugaben; darunter das sich ewig steigernde „Colours Fade“ und als letzter Song für den finalen Moshpit und das totale Ausrasten „Je Me Perds“ vom neuen Album.

Am Ende bin ich völlig erschöpft, ausgetrocknet und glücklich und kann sagen: Blood Red Shoes in Brighton sind eine Reise wert. Es geht etwas weniger hart zu als in Deutschland oder auch beispielsweise vor zwei Jahren in London, aber es macht definitiv nicht weniger Spaß. Außerdem bekamen wir als Publikum einen grandiosen Mix aus rockenden Songs zu hören und Laura und Steven sind wieder einmal total in ihrem Element aufgegangen. Während The Cast of Cheers (so weit es ging) über die Bühne sprangen, sind die beiden einfach an ihren Instrumenten total präsent, Laura mit den Haaren im Gesicht, Steven in ständig fließenden und beinahe fliegenden Bewegungen an den Drums. Ich freue mich schon auf Hamburg.

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