Für den Abschluss des Jahres 2011 haben sich die Ärzte mal etwas anderes einfallen lassen. Dass sie 2 Konzerte hintereinander an einer Location spielen, war dabei ja noch nichts außergewöhnliches, aber dass an einem Tag nur Frauen (und Mädchen) und an dem anderen nur Männer (und Jungs) im Publikum sein würden, war schon etwas Besonderes. Da ich irgendwie viel zu spät von der Tour 2012 erfahren hatte, waren dort schon alle Konzerte – zu denen ich hätte gehen können – ausverkauft, so dass ich mich noch recht kurzfristig dazu entschieden hatte, das Frauenkonzert zu besuchen. Das Männerkonzert ging ja eh nicht ;) Und es gab sogar noch (oder wieder?) Karten für den Innenraum auf der Homepage, so dass ich dann schnell zugegriffen habe.
Unter der Woche vor Weihnachten war natürlich eigentlich blöde vom Timing her, aber egal. So konnte ich aber erst um 16.15 Uhr vor der Halle sein, eigentlich schon fast zu spät. Es waren schon ein paar Hundert (ich kann so Menschenmengen schlecht schätzen) Frauen und Mädchen vor der Tür und warteten. Doch Bändchen für den Platz vor dem Wellenbrecher gab es noch (die wurden mal wieder draußen verteilt) und auch im vordersten Wartebereich war noch Platz. Schon mal OK, alles andere würde sich ergeben.
Früher war es noch so, dass man sich von Konzerten kannte, Partys, Disco und dergleichen. Heute im digitalen Zeitalter ist das etwas anders: „hey, wir kennen uns!“ „Äh… ja???“ (mir schwebten da ein paar Fragezeichen über dem Kopf, ich hatte sie noch nie gesehen) „ja, wir sind Farmvillenachbarn“ *fg* DAS ist mir auch noch nicht passiert. Zufälle gibt’s ;) aber ich gebe zu, ich bin ja bei so was eh furchtbar schlecht, mein Personen- und Namensgedächtnis ist ziemlich mies.
Umringt nur von Frauen, naja, meist dann doch eher Mädchen, ich denke mal, dass ich den Altersdurchschnitt um mich herum doch angehoben habe. War schon komisch. Der Einlass sollte um 18 Uhr sein, Beginn um 20.15 (nach der Tagesschau). Beim Männerkonzert würde der Einlass erst 30min später beginnen. Wahrscheinlich rechnen sie damit, dass es da schneller geht: es müssen einfach nicht so viele Handtaschen durchsucht werden ;)
Der Kreischfaktor vor dem Konzert war zwar da, aber es ging noch. Gesänge und Rufe nach den Ärzten gab es schon recht früh immer mal wieder. Zwischendurch wagte sich einer der Männer (was machte der denn hier?) vom Merch ins Publikum und verkaufte Schals und T-Shirts direkt in der Menge. Leider kam ich nicht ran, sonst wäre ich eine Sorge – nämlich das T-Shirt zu kaufen – schon mal los gewesen. Also hieß es weiter warten und warten. Langsam bekam ich kalte Füße (hinterher habe ich festgestellt warum: ich stand in ner Pfütze, dachte das wäre egal, hatte ja feste Schuhe mit dicken Sohlen an, aber Pustekuchen, irgendwo kam Nässe rein und meine Socken waren nass. Bäh). Zwischendurch wurde immer wieder von den Ordnern am Einlass gebeten, doch einen Schritt zurück zu treten, da es vorne sehr eng sei. Mmhhhh.. das war wo ich stand gar nicht der Fall, die ersten Wartereihen drängelten sich da anscheinend selber. Und so weit weg davon war ich ja gar nicht. Nun gut.
Um 1 min vor 18 Uhr wurde ein Countdown heruntergezählt, aber ganz genau um 18 Uhr hieß es dann doch noch nicht „doors open“. Als es dann los ging, war das Gedrängel natürlich nicht aufzuhalten. Ich hatte dann leider Pech, zu einer Schleuse gedrückt zu werden, wo die Security so langsam war, dass ich dachte, sie muss alle erst noch röntgen. Man man man, so verliert man wertvolle Zeit beim Versuch, einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen.
Damit hatte ich dann auch schon fast abgeschlossen, daher habe ich auf dem Weg zum Innenraum (man musste einmal bis ganz herum laufen) noch beim Merch kurz gestoppt und mir ein Shirt geholt. War grade so schön leer. Aber 25 € finde ich ganz schon happig. Eigentlich sollte man sich für den Preis gar keins holen. Aber was ist? Man will es doch haben und kauft es doch.
Drinnen angelangt habe ich tatsächlich noch einen Platz in der ersten Reihe bekommen, wenn auch quasi schon neben der Bühne an dem Teil der Absperrung, der weiter nach hinten ging. Aber egal, so konnte ich bequem stehen und auch was sehen, im mittleren Bereich waren schon viel zu viele, auf Pogo und Gedränge hatte ich keine besondere Lust. Dann eben nicht ganz so nah am Geschehen.
Eine Freundin und Begleitung hatten noch Glück, sie kamen später und hatten draußen kein Band mehr für den Wellenbrecher bekommen, dann aber drinnen tatsächlich noch eines ergattern können. So konnten wir uns nacheinander die Plätze frei halten, um auf Klo zu gehen oder etwas zu Trinken zu besorgen. Hier waren die Preise aber erfreulich: zwar gab es alkoholfreie Getränke nur in 0,5l aber 3,50 € ist für ein Konzert dafür noch günstig. Bier kostete das gleiche für 0,4l. Auf den Bechern war 2 € Pfand, dafür waren sie extra für die beiden Konzerte bedruckt. Ich habe dann zwar einen Becher mit dem Motiv vom Männerkonzert bekommen, aber eigentlich fand ich den eh besser. Also vollkommen OK. Und zwei Getränke brauchte ich nun wirklich nicht.
Um 20 Uhr wurden dann auf den LED-Wänden lauter Mädchen-Requisiten eingeblendet: Fotos von Schminksachen und dergleichen. Beim Männerkonzert würde es da sicher Bier, Fußball, Autos und nackte Frauen zu sehen geben ;)
Etwas nach 20.15 Uhr ging es dann los, die Ordner stellten sich in Position und das Konzert konnte beginnen. Tja, aber es waren ja eigentlich nur Frauen zugelassen. Doch im Securitybereich nur Frauen ist wahrscheinlich schwierig. Wobei: nein, ist es nicht, denn es waren nur Frauen anwesend. Oder so ähnlich ;) Alle Männer (bis auf die Sanis und die beiden oben bei den Spots) waren als Frauen verkleidet. Mit Perücken, Kleidern, Röcken und dergleichen. Es sah teils echt zum Schießen aus. Sehr geil. Sogar die männlichen Fotografen waren verkleidet. So gehört sich das auf einem Frauenkonzert.
Zum Auftakt wurden Farin, Bela und Rod auf einem Sofa von oben auf die Bühne herunter gelassen. Für das Männerkonzert haben sie wohl etwas anderes geplant. Generell war natürlich auch die Deko der Bühne sehr in rosa und Herzen und romantisch gehalten. So auch irgendwie die Setlist. Natürlich wurden alle Mädchen-Songs gespielt, wie z.B. (1)2.000 Mädchen, Wilde Mädchen, Lady etc. Cool war „Junge“ auf Mädchen umgeswitcht. Aber die Ärzte lieben es ja eh, immer mal andere Texte zu singen, so kennen und lieben wir sie ;) Wobei Bela es beim zweiten Song direkt einen kurzen Texthänger hatte. Sowas aber auch ;)
Natürlich gab es wie immer jede Menge Ansagen, Ärzte-Konzerte sind schließlich immer Laber-Konzerte. Aber dafür dauern sie auch 3 Stunden. Und das ohne Vorband. Passend wurde das Zitat aus „Das Leben des Brian“ „Ist hier Weibsvolk anwesend?“ mit eingebaut. Aber Achtung: „3 gegen 11.000 Frauen – ein paar von ihnen schlecht verkleidet“, eine kleine Anspielung von Farin auf die Security.
Natürlich kann es kein Konzert ohne anständige La-ola Welle geben. Tja, aber zunächst war das eher mau. Und außerdem kam die Welle nicht von Herzen, meinte zumindest Bela. So durfte jeder seine Individual-La-ola machen. Letztendlich kamen aber doch noch anständige Wellen zustande. Ob die Männer es am nächsten Tag wohl wirklich besser gemacht haben?
Farin musste zu „Mach die Augen zu“ noch schnell die Gitarre wechseln, denn seine war wohl etwas verstimmt. Ersatz war schnell gefunden. Zum Ende des Songs wurden Flitterkanonen abgefeuert. Nach Mysteryland mussten die Ärzte feststellen, dass es bei einem Frauenkonzert nicht mit besonderem Jubel aufgenommen wird, wenn ständig angesagt wird, wer gerade gesungen oder ein Solo gespielt hat. Wer als Frau zu einem Konzert geht, weiß schließlich, wer da auf der Bühne steht.
Zu Yoko Ono gab es dann endlich noch ein bisschen mehr Pogo, anscheinend hatte sich vorher keiner richtig getraut. Es fehlten halt die Männer zum Vorpogen. Aber hey: das haben wir Frauen ja nun nicht nötig. Und auch die Security bekam nun zu tun, denn die eine oder andere Crowdsurferin wanderte nach vorne.
Nach „Wie es geht“ (sehr cooler Song), „Perfekt“ und dem von allen erwarteten „Schrei nach Liebe“ wurde der Kreischfaktor im Publikum getestet. Der war so gut, dass die Ärzte direkt überlegten Filme zu drehen wie „Gabel auf Teller“ oder „Messer auf Schiefertafel“. Außerdem könnte man so eine Nazidemo sprengen. Doch das Gekreische war fast zu viel den Guten, denn Farin hörte jetzt nur noch alles wie in Watte gepackt. Bei so viel Gekreische hilft auch der beste Ohrschutz nichts mehr. Selber Schuld: wer lädt sich auch 12.000 Frauen zum Konzert ein?
Damit Bela bei „Ich weiß nicht ob es Liebe ist“ sich besser auf der Bühne bewegen konnte (ganz als Gentleman im weißen Anzug), kam das Schlagzeug teils von Band. Nach „Wie am ersten Tag“ wurden die Frauen erst einmal unterrichtet, wie angemessen auf die Ansagen der Band zu reagieren ist: bei Bela mussten alle schmachten, bei Rod kreischen und bei Farin nur höhnisch abwinken. Mal wieder eines der beliebten Publikumsspielchen. Wie dies wohl in der Männerversion sein würde?
Mit „Roter Minirock“ und „Grace Kelly“ ging es dann weiter, gefolgt von „Revolution ’94 / Kopfüber in die Hölle“. Nicht nur das Outfit der Band konnte unterschiedlicher nicht sein, auch die Getränke: während Bela Rotwein stilecht aus dem passenden Glas trank, blieb Farin bei Tee (oder zumindest einem Heißgetränk, wie der Dampf aus dem Becher vermuten ließ).
Da Farin seine Setlist ramponiert hatte, unterlief im dann ein Fehler, denn er sagte bereits den letzten Song des Hauptteils an. Doch weit gefehlt, denn nach „Ist das alles?“, welches mit einer Flitterkanone endete, kamen noch „1/2 Lovesong“, „Unrockbar“ und –natürlich- „Elke“. Ohne den Song hätten die Ärzte wohl auch kaum nach Hause gehen können.
Doch noch war noch lange nicht Schluss, so schnell geht ein Ärzte Konzert nicht zu Ende. Im ersten Zugabenblock gab es einen Song, der natürlich kommen musste: „Manchmal haben Frauen“, gefolgt von „Käfer“ und „Junge“. Dieser allerdings in einer Mädchen-Version. „Feminin (Schwanz ab)“ komplettierte die erste Zugabe, wohl auch ein Song, der von vielen an diesem Abend erwartet wurde.
Nach „Himmelblau“ –im zweiten Zugaben-Block- meinte Farin, dass die Harmonie mit dem Publikum so groß wäre, dass man dieses Event eigentlich jedes Jahr vor Weihnachten machen könnte. Na, da sollten die Ärzte-Fans gespannt sein, ob das klappt und sich den Termin in ihrem Kalender schon einmal vorsichtshalber frei halten. Sicher ist sicher.
Den nun endgültigen Abschluss des Abends machte „Zu spät“. Doch anscheinend wollte nicht nur das Publikum noch nicht nach Hause, sondern auch die Band, denn den Song gab es in einer mind. 10-minütigen Version, bei dem Bela noch einen Freestyle-Rap-Teil einbaute. Leider weiß ich nicht, wie lange es noch genau ging, denn um 23.10 Uhr musste ich meinen Platz in der ersten Reihe räumen und los düsen, um 23.17 Uhr fuhr die letzte U-Bahn und die musste ich leider erwischen. Schade.
Auf jeden Fall war es ein tolles Konzert, auch wenn mir die Setlist zu weich gespült war. Eben ein Frauen-Konzert mit viel Romantik und so. Die Männer-Setliste war sicher cooler. Auf jeden Fall gefehlt hat mir „Männer sind Schweine“, das hätte ja nun wirklich noch zum Thema gepasst. Aber Spaß hat es natürlich trotzdem gemacht und meine Ohren sind trotz des Gekreisches noch heile. Bela hat bestimmt 20 Drumsticks ins Publikum geworfen, rechts und links neben mir haben sie jeweils einen bekommen, meine Arme waren leider ein wenig zu kurz. Mist. Naja, man kann nicht alles haben, cool wäre so ein schwarzer Drumstick als Andenken aber schon gewesen. So habe ich nur den Becher mit heim genommen, auch – oder grade weil – es einer vom Männerkonzert war.
Leider sind die Konzerte nächstes Jahr schon alle ausverkauft (Dieser Abend war es aber wohl nicht, denn das mittlere Drittel im Oberrang war mit Tüchern abgedeckt und gar nicht zugänglich), so kann ich da nicht noch einmal hin. Umso besser, dass ich dieses tolle Event noch dieses Jahr miterleben konnte.
Setlist:
- WAMMW
- (1)2.000 Mädchen
- Lied vom Scheitern
- Angeber
- Mädchen
- Wilde Mädchen
- Sie kratzt, sie stinkt, sie klebt
- Geh mit mir
- Langweilig
- Deine Schuld
- Lady
- Geisterhaus
- Mach die Augen zu
- Mysteryland
- Yoko Ono
- Wie es geht
- Perfekt
- Schrei nach Liebe
- Ich weiß nicht (ob es Liebe ist)
- Wie am ersten Tag
- Roter Minirock
- Grace Kelly
- Revolution ’94 / Kopfüber in die Hölle
- Ist das alles?
- 1/2 Lovesong
- Unrockbar
- Elke
- Manchmal haben Frauen …
- Käfer
- Junge (bwz. Mädchen)
- Schwanz ab
- Himmelblau
- Zu spät