Bereits auf dem Weg zum Pfingst Open Air ins Löwental war schon gut was los, am Essener Hauptbahnhof war daher auch einiges mehr an Bahnpersonal eingesetzt. Vor allem Jugendliche waren an diesem supersonnigen Pfinstmontag unterwegs. In Werden am S-Bahnhof angekommen, sah es aus wie bei einer Völkerwanderung: alles pilgerte Richtung Festivalgelände oder von da zur Bahn. Viele, die schon den ganzen Tag auf dem Gelände verbracht hatten, gingen schon wieder heim. Da mich vor allem Soulfly interessierte (und Callejon wollte ich mir mal ansehen), bin ich erst um 19 Uhr los. Leider war da schon abzusehen, dass es wie so oft eine unschöne Nebenwirkung geben würde: überall lag bereits Müll herum. Dass das die Anwohner hinterher nervt – und die Beseitigung auch recht kostspielig ist – kann ich schon verstehen. Sowas ist immer schade. Naja, aber für mich hieß es ersteinmal mit den Massen mitgehen, schließlich wollte ich zur Bühne. Leider habe ich den Fehler gemacht, am Wasser entlang zu gehen, hier war ein Durchkommen nur sehr langsam möglich. Ich hatte das Gefühl, dass weit mehr Leute da waren als letztes Jahr. Also einmal um die Menschenmassen, die vor der Bühne den Auftritt von Bonaparte verfolgten, und rüber auf die andere Seite. Vielleicht war da ja mehr Platz.
Schließlich hatte ich es geschafft: ich konnte mir von der Höhe des Merchandise Stands die Bühne anschauen. Immerhin. Bonaparte sagte mir als Band gar nichts, wird denke ich auch nichts werden, wovon ich mir eine CD kaufen muss. Die Band aus Berlin um Tobias Jundt, die für ihre Performance so einige Leute mit auf der Bühne haben, machte mit ihrer Musik aber gut Stimmung. Rock-Ska-Punk-Trash, eine Mischung, die nicht ganz einzuordnen ist. Die Menge, vor allem die Jugendlichen, war gut in Bewegung, viele hüpften und tanzten. So verschwitzt und kaputt, wie viele aus der Mitte vor der Bühne kamen, um sich ein bisschen auszuruhen, muss das da auch recht abgegangen sein. Die Bühnenshow selbst war relativ, öhm.. anders.. auf jeden Fall schrill und ein wenig exibitionistisch, denn trotzt der schrillen Outfits zeigten einige auf der Bühne doch recht viel Haut. Nun ja, auf jeden Fall lustig und wer’s mag…
Danach konnte ich mich immerhin bis zum Rand der Bühne in die zweite Reihe vorkämpfen. Doch es gab ein technisches Problem, ausnahmsweise mal nicht auf der Bühne, sondern davor: irgendwas war mit der Absperrung nicht in Ordnung, so dass alle einen Schritt zurück gehen mussten. Während die Sicherheitskräfte und die Feuerwehr das ganze sicherten und reparierten, übernahm einer von der Crew die Aufgabe, das Publikum mit Beatbox zu unterhalten. Und das war gar nicht mal schlecht.
Doch dann konnte es endlich weiter gehen und Callejon enterten die Bühne. Die Band wurde bereits 2002 gegründet, konnte aber dieses Jahr mit dem Einstieg auf Platz 31 der deutschen Media Control Charts ihren größten Erfolg feiern und das merkte man auch, denn es wurde nochmal voller und daher vorne ziemlich kuschelig. Inzwischen war ich in die erste Reihe gedrückt worden und musste das ganze Set lang um meinen Platz kämpfen. War doch gut was los. Allerdings kam ich mir ziemlich alt vor, um mich herum waren alle ca. 15 Jahre jünger als ich. Die Band scheint vor allem beim jüngeren Publikum sehr beliebt zu sein. Die Musik war auch gar nicht schlecht, Metalcore mit deutschen Texten. Auf jeden Fall mit Wumms und keinesfalls langweilig. So lohnte sich die Anstrengung immerhin.
Danach eine kleine Verschnaufpause, bis die Bühne für Soulfly umgebaut war. Und wieder gab es Diskussionen wegen der Absperrung. Diesmal waren wieder Mitarbeiter der Feuerwehr damit beschäftigt, eine Stelle zu sichern, am Schluß wurde das ganze noch von der Polizei begutachtet und schließlich von der Einsatzleitung freigegeben. Glück gehabt, der Auftritt konnte relativ pünktlich beginnen.
Nun wurde es so richtig eng, um nicht zu sagen, ich wurde ziemlich zerquetscht und musste noch mehr um meinen Platz kämpfen. Hey, wer sich vor mich drängeln will, muss schon früh aufstehen ;) Naja, Slayer in Wacken waren schlimmer, so geht es eben in der ersten Reihe manchmal zu. Nur Fotografieren war natürlich ziemlich essig, das konnte ich bei der Drängelei fast vergessen. Daher sind auch die Bilder mehr nur Schnappschüsse, um wenigstens ein paar Erinnerungen an den Auftritt festzuhalten. Mittendrin statt nur dabei. Und die blauen Flecken gehen auch wieder weg. Man sollte für solche Gelegenheiten gepolsterte Absperrungen erfinden, ich bin einfach auch ein bisschen zu klein. Und eine der wenigen weiblichen Fans vorne, inzwischen hatte sich das Publikum etwas geändert: mehr männliche Fans und der Altersdurchschnitt war definitv angestiegen. Soulfly gibt es schließlich immerhin schon seit 1997 und Sepultura wurden bereits 1984 gegründet. So gab es doch viele Fans der frühen Stunde, die zum Konzert gekommen waren. Und meist wurde genau das gefordert: Songs von Sepultura, schließlich stand dort bis 1996 Max Cavalera am Mikro. Sie wurden nicht enttäuscht, denn es gab einige alte Klassiker wie „Refuse Resist“ oder „Roots“. Doch natürlich auch Songs von der neuen Soulfly-CD „Omen“ und ältere Soulfly Songs wie „Eye for an Eye“ oder die Hitsingle „Prophecy“. Am Schluss konnte ich noch ein Foto von der Setlist machen. Aber irgendwie stimmt da etwas nicht, denn „Prophecy“ wurde auf jeden Fall gespielt, da habe ich noch gut mitgegröhlt, aber auf der Liste steht es nicht drauf.. vielleicht haben die Jungs noch improvisiert und sind auf Fanwünsche eingegangen, denn ich meine auch, mich an noch mehr Sepultura-Songs erinnern zu können. Aber wie dem auch sei, die Zeit ging super schnell rum, leider hatte die Band ja nur eine knappe Stunden für ihren Auftritt. Es hätte gerne doppelt so lange sein können. Ein absolut geniales Konzert, das auch prominente Besucher anlockte, denn bereits zu Callejon war Mille von Kreator – die ja letztes Jahr hier ihr Heimspiel hatten- im Fotograben und schaute sich die Auftritte an.
Den Sound fand ich ziemlich gut, zumindest vorne. Wie es auf dem restlichen Gelände war, kann ich nicht beurteilen, aber ein Kollege ist nach 10 Minuten gegangen, weil der Sound weiter hinten so mies war. Wo genau er aber gestanden hat, weiss ich nicht. Immerhin konnte ich nach dem Auftritt noch ein Plec ergattern, mit Soulflylogo, ziemlich geiles Souvenir.
Doch dann hieß es auch schon wieder ab nach Hause, also auf zur S-Bahn. Dieses Jahr stand kein LKW im Weg, so dass wir – trotz der vielen Menschen – zügig am Bahnhof waren. Die dort stehende S-Bahn war schon gut gefüllt, so dass wir uns entschieden haben, die nächste zu nehmen. Lt. Auskunft der Polizei sollte sie alle 10 Minuten fahren. Naja, nicht ganz, aber Sonderzüge sollten schon eingesetzt werden. Aber denkste. Denn einige Bahnen fielen sogar noch ganz aus, mal wieder irgendwas an der Strecke, so genau konnte man die Durchsage nicht verstehen. Zum Glück hat es aber für den Anschluss in Essen noch grade gereicht (wobei meine S-Bahn auch da wieder nicht fuhr, Stellwerksprobleme mitten in der Nacht. also irgendwas ist ja immer… seufts).
Was definitiv positiv im Vergleich zum letzten Jahr war: am Bahnhof war viel mehr Sicherheitspersonal bzw. Polizei, so dass der Heimweg und der Einstieg in die Bahn definitiv geordneter verlief. Da hat sich der Veranstalter die Kritik des letzten Jahres auf jeden Fall zu Herzen genommen. Zu den Preisen vom Essen kann ich nichts sagen, auch was so angeboten wurde, da ich schließlich nur kurz und nur für die Bands da war. Was aber positiv zu vermerken ist: erstens war Selbstverpflegung und Getränke (natürlich kein Glas) bis 1l pro Person auf dem Gelände erlaubt und zweitens gab es Wasser für 1,-€ pro 0,3l, Bier und Cola hingegen kosteten 2,50€. Wer also wirklich nur Wasser trinken wollte, bekam dies zu einem ziemlich fairen Preis. OK, der Bier- und Colapreis ist meiner Meinung nach dafür doch relativ happig, aber man konnte sich ja Getränke mitbringen.
In jedem Fall ein toller Festivaltag, bei dem auch das Wetter wieder sper mitgespielt hat. Und das alles auch noch für Lau. So schaue ich mir gerne wieder Bands an ;) Bis zum nächsten Jahr!
Hier noch mal das Programm vom diesjährigen Pfingst Open Air im Löwental Essen-Werden:
Main Stage:
13:30 Uhr – Salty Cheeks
14:00 Uhr – Reefer Madness
15:00 Uhr – Omas Zwerge
15:45 Uhr – Festland
16:30 Uhr – Beat!Beat!Beat!
17:15 Uhr – Gisbert Zu Knyphausen & Band
18:15 Uhr – Friska Viljor
19:15 Uhr – Bonaparte
20:15 Uhr – Callejon
21:15 Uhr – Soulfly
Elektronische Wiese:
13:30 Uhr – Grabfruit (schalltag. stoffwechsel)
14:15 Uhr – DJ Casio (goethebunker. wildstyle)
16:15 Uhr – Mike DNMK Alexander (untertauchen. goethebunker)
18:15 Uhr – Kay Shanghai (hotel shanghai)
20:15 Uhr – Daniel Stefanik (moon harbour. freude am tanzen)